Ukraine

Krimtataren rufen Türkei zur Hilfe auf

Die Krimtataren, eine zu den Turkvölkern gehörende muslimische Minderheit, fordern von der Türkei ein stärkeres Engagement in der Krim-Krise zwischen Ukraine und Russland. Erdoğan bekräftigte unterdessen im Gespräch mit Angela Merkel den Willen, vermitteln zu wollen.

10
03
2014

Der Präsident der Nationalversammlung der Krimtataren, Refat Chubarov, hat die Türkei dazu aufgerufen, sich in die Krim-Krise zwischen der Ukraine und Russland stärker einzumischen. Die Türkei solle die Vereinten Nationen in Bewegung setzen, damit eine Lösung gefunden werden könne. „Die Türkei ist im Schwarz-Meer-Raum eines der stärksten und wichtigsten Länder. Sie muss alles in ihrer Macht stehende tun, um so schnell wie möglich Gespräche mit den anderen europäischen Ländern zu führen und die Vereinten Nationen in Bewegung zu versetzen. Um den Frieden hier zu gewährleisten, müssen Wege gesucht werden und dies muss schnell geschehen“, sagte Chubarov.

Die Türkei solle auch ihre guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland nutzen, um Druck auf den Kreml auszuüben. Russland müsse von der Besatzung der Krim abgebracht werden. Man sei als Krim-Tataren von der bisherigen Haltung der Türkei im Konflikt zufrieden. Die Türkei müsse sich jedoch weiter für die Sicherheit der ethnischen Minderheit auf der Krim einsetzen und den Dialog für eine friedliche Lösung weiter unterstützen, so Chubarov.

Erdoğan telefonierte mit Merkel

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben wegen der jüngsten Entwicklungen in der Ukraine miteinander telefoniert. In einer gemeinsamen Erklärung wurde mitgeteilt, beide Regierungschefs teilten die Einschätzung, dass die Entwicklungen in der Ukraine und insbesondere auf der Krim sehr besorgniserregend seien. Sie stimmten zudem darin überein, dass die Souveränität, territoriale Integrität und politische Einheit der Ukraine unbedingt geschützt werden müsse.

Ministerpräsident Erdoğan und Bundeskanzlerin Merkel seien sich ferner darin einig, dass das Risiko einer Auseinandersetzung auf der Krim beseitigt werden müsse. In diesem Zusammenhang sei das für den 16. März geplante Referendum sowohl äußerst bedenklich, wie auch unrechtmäßig. In Anbetracht des Ernstes der Lage befürworteten die Regierungschefs eine zeitnahe Befassung des UN-Sicherheitsrates, des OSZE-Ministerrates und des Ministerkomitees des Europarates mit der Krise.

Türkei zur Mitwirkung bereit

Ministerpräsident Erdoğan erklärte zudem, dass die Türkei bereit sei, im Rahmen ihrer engen Beziehungen zur Ukraine und zu Russland sowie ihrer besonderen Beziehung und direkten Kontaktmöglichkeit zu der Gemeinschaft der Krim-Tataren, an der Arbeit der Internationalen Kontaktgruppe mitzuwirken.

Auf der Krim leben Schätzungen zufolge knapp 1,2 Mio. Menschen russischer Abstammung. Weitere 500.000 Menschen sind Ukrainer. Die Krimtataren stellen mit 250.000 Personen die drittgrößte ethnische Gruppe in der Region. Sie sind Muslime und zählen zu den Turkvölkern.

Leserkommentare

Gazi Antepli sagt:
Was hier nicht erwehnt wird, dass die Krimtürken oder anders genannt Krimtataren, die einheimische Bevölkerung sind. Seit 1200 Jahren existiert Krim und umfassete eins auch das jetzige Gebiet Ukraine. 1944 hat Stalin die besetzte Krim grausam entvölkert, weil angeblich die Krimaner also die Türken auf der Seite der Deustchen gestanden hätten. Als Strafe wurde die ganze Bevölkerung des Krims Übernacht nach Sibirien und Türkestan (Usbekistan, Kasachistan, Turknemistan etc.deportiert. Eine Million Krimaner leben heute auch in der Türkei überwiegend in der Stadt Eskisehir. Die Hälfte der Krim-Bevölkerung, also die Türken verloren ihr Leben. Erst nach 40 Jahren dürften sie in ihre Heimat zurück. Ihre Häuser und Land wurden aber inzwischen den eingesiedelten Russen und Ukrainer gegeben. Sie leben jetzt in ihrem Land als Minderheit im Elend. Die eingesiedelte Russen beherrschen das Land.
10.03.14
17:37