Internationale Wochen gegen Rassismus

Entwicklung einer antirassistischen Identität

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus haben begonnen. In mehr als 1.000 bundesweiten Veranstaltungen wird gegen Diskriminierung und Rassismus mobil gemacht. Den Start gab es gestern in der niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover.

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Mit einer Auftaktveranstaltung in der niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover haben gestern (10. März 2014) unter dem Motto „Anerkennen statt Ausgrenzen“ die Internationalen Wochen gegen Rassismus begonnen. Bis zum 23. März 2014 finden laut dem Koordinator der UN-Wochen, dem Interkulturellen Rat, über 1.000 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet statt. Erstmals machen auch viele Moscheen bei den Wochen mit.

Jürgen Micksch, Vorsitzender des Interkulturellen Rates, erläuterte zum Auftakt in einer Einführung, dass immer mehr Menschen erkannten, dass Rassismus eine Realität in der Gesellschaft sei. Dazu hätten die Debatte über die rechtsextreme Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) ebenso beigetragen, wie „Angriffe gegen Rabbiner, Kampagnen gegen Sinti und Roma, die Abwehr von Flüchtlingen an Europas Grenzen und der antimuslimische Rassismus.“

Micksch machte darauf aufmerksam, dass das Schema für Rassismus immer ähnlich sei. Eine Gruppe von Menschen werde als vermeintlich homogen konstruiert und zum öffentlichen Thema gemacht. Diesen Menschen würden bestimmte, meist negative, Eigenschaften zugeordnet und damit ihre Diskriminierung gerechtfertigt. Es gäbe jedoch immer mehr Menschen, die sich diesem Vorgehen entgegenstellten. „Dadurch entwickelt sich bei ihnen so etwas wie eine antirassistische Identität“, betonte Micksch.

Özoğuz: Eine Vision von Europa entgegensetzen

In ihrer Rede anlässlich der Auftaktveranstaltung griff die Staatsministerin und Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz (SPD), die aktuelle Debatte um die sogenannte Armutszuwanderung aus Südosteuropa als ein Beispiel für Rassismus auf. „Noch immer wissen viele nicht, wie sehr Deutschland von der EU und ihrer Freizügigkeit profitiert hat, und dass wir unseren Wohlstand auch der Zuwanderung und dem Wirtschaftskreislauf innerhalb der EU verdanken“, sagte Özoğuz. Populistische Äußerungen stellten rumänische und bulgarische Zuwanderer unter generellen Betrugsverdacht. Sie schürten Ängste und bereiteten den Boden für Diskriminierung und Rassismus.

Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament im Mai verwies die Staatsministerin auf Umfragen, die befürchten ließen, dass rechtspopulistische Parteien so stark wie nie zuvor im EU-Parlament vertreten sein werden, und forderte auf: „Lassen Sie uns gemeinsam diesem Populismus eine Vision von Europa entgegensetzen: Offen, solidarisch, vielfältig und erfolgreich! Nicht Abschottung, sondern Offenheit, nicht Ausgrenzung, sondern Anerkennung sind das europäische Gebot der Stunde.“

Baden-Württemberg: Mit Musik gegen Diskriminierung

Zum Auftakt der Internationalen Wochen gegen Rassismus haben zudem das Baden-Württembergische Integrationsministerium, das Landespolizeiorchester und die Popakademie ein musikalisches Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt. Auf dem Stuttgarter Schlossplatz fand ein öffentliches Konzert statt.

Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) erklärte zur ungewöhnlichen Aktion: „Auch dieses Jahr finden wieder viele gute Initiativen und Veranstaltungen gegen Rassismus statt. Allerdings erreichen diese Aktionen oftmals nur die bereits schon sensibilisierten Bürgerinnen und Bürger. Deshalb versuchen wir es heute einmal anders: Wir gehen zu den Menschen und machen mit einem Konzert auf Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit aufmerksam.“

Das Ministerium setze einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Kampf gegen Diskriminierung. Es unterstütze zum Beispiel das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ oder die Einrichtung einer Vernetzungs- und Anlaufstelle zur Bekämpfung von Rassismus und Menschenfeindlichkeit bei der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (LAGO).