Ramadan 2020

Corona-Krise: Grußbotschaften zu einem „ungewöhnlichen“ Ramadan

Zum Beginn des diesjährigen Ramadan senden islamische Religionsgemeinschaften sowie christliche und jüdische Vertreter Grußbotschaften an Muslime.

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Ramadan-Lichter
Der Monat Ramadan ist vorbei, die Muslime begehen das Ramadanfest © by Guillaume Paumier auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Am Freitag, den 24. April, beginnt der Monat Ramadan. Muslime fasten dann bis zum 23. Mai und beenden das Fasten mit dem Ramadanfest, das am 24. Mai beginnt. Die Moscheen, sind derzeit geschlossen. Die traditionellen Iftar-Besuche bleıben aus. Nach wie vor laufen die Gespräche mit Politik und Wissenschaft darüber weiter, mit welchen Konzepten im Falle von Lockerungen religiöses Leben in Moscheen ermöglicht werden kann. 

Nichtsdestotrotz wünsche der  Koordinationsrat der Muslime (KRM) allen Muslime einen gesegneten Monat Ramadan. Es werde kein Ramadan, wie man ihn kenne, dennoch sollten Muslime diese Zeit sinnvoll und in Selbstreflexion nutzen. „Viele schauen mit Sorge auf die Zeit nach der Corona-Pandemie. Es geht die Angst umher, wie sich unsere Gesellschaft womöglich zum Negativen verändern könnte“, erklärt KRM-Sprecher Burhan Kesici in seiner Ramadanbotschaft. Man sei  zuversichtlich, dass Muslime diese Zeit danach meistern können. „Der Ramadan ist nun eine Chance, über dieses „Wie“ zu reflektieren“, so Kesici abschließend.

IGMG: Ein ungewöhnlicher Ramadan

„Wir werden einen ungewöhnlichen Ramadan-Monat begehen, ein Monat des Verzichts im wahrsten Sinne des Wortes. Wir werden in diesem Jahr auch auf die gewohnte Gemeinschaft und Gesellschaft verzichten. Doch die Corona-Pandemie bietet auch Chancen“, erklärt Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Muslime werden zwar nicht Schulter an Schulter gemeinsam beten können, werden sich aber in ihren Gebeten und Herzen nah sein. „Wir werden noch stärker als je zuvor in uns gehen und mehr Zeit mit unseren Familien verbringen. Nutzen wir diese kostbare Zeit, so gut es geht“, so Ergün weiter.

Derweil werde mit Experten geprüft, ob man im Ramadan zumindest in kleinen Kreisen Gemeinschaftsgebete ermöglichen könne. „Wir werden sorgfältig abwägen und nur dort, wo es vernünftig erscheint, dies tun.“

DITIB: Ramadan unter Verantwortungsbewusstsein

„Morgen empfangen wir Muslime den segensreichen Ramadan betrübter denn je, den wir normalerweise mit viel Sehnsucht, Zuversicht und Freude erwarten“, erklärt die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) in ihrer Grußbotschaft. Muslime werden die gemeinschaftlichen Iftar vermissen. Für viele Menschen ist das Iftar in der Moschee „ein unverzichtbares soziales Ereignis, denn es bietet insbesondere alleinlebende, bedürftige, studierende und .ältere Menschen einen gesellschaftlichen Rahmen, die besondere Atmosphäre des Ramadan zu erleben“, so die DITIB weiter. Durch vielfältige und alternative Kommunikationsmöglichkeiten versuche man die Muslime zu Hause zu erreichen.

ZMD: „Dieser Ramadan wird anders“

Auch Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) wünscht allen Musliminnen und Muslimen einen gesegneten Monat Ramadan. „So sehr uns jeder Tag ohne den Gang zur Moschee schmerzt, ist jeder dieser Tage gleichsam ein gewonnener Tag im Kampf gegen die Ausbreitung der durch den Corona-Virus verursachten lebensbedrohlichen Krankheit. Dies ist derzeit unsere große Prüfung“, erklärt ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. So appellierte er an die Muslime, das Iftar „nur im engsten Kreis der Familie“ zu begehen.

„Ramadan bringt Zusammenhalt zum Ausdruck“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünscht den Muslimen „in dieser Ausnahmesituation“ Wege zu finden, wie sie ihren Glauben und ihre Verbundenheit leben könnten. Die Kanzlerin erklärte, der Ramadan sei eine Zeit des Innehaltens und der Hinwendung zu anderen Menschen, besonders zu Bedürftigen. „Zugleich steht das abendliche Fastenbrechen auch immer für die Begegnung mit Menschen anderer Religionen, ein wichtiges Zeichen, das unseren Zusammenhalt und unsere Zusammengehörigkeit als Gesellschaft in besonderer Weise zum Ausdruck bringt“, so Merkel.

EKD grüßt Muslime 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den Muslimen zum bevorstehenden Fastenmonat Ramadan Grüße und Segenswünsche übermittelt. In einem am Dienstag in Hannover veröffentlichten Schreiben äußerte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, den Wunsch, „dass Sie sich auch in diesen schwierigen Zeiten von der Gnade Gottes geleitet wissen“. Der Ramadan dauert nach dem muslimischen Kalender in diesem Jahr vom 23. April bis zum 23. Mai.

Unter Hinweis auf die zeitliche Nähe zwischen dem christlichen Osterfest und dem Ramadan unterstrich Bedford-Strohm eine „elementare Gemeinsamkeit“ – „bei allen bestehenden Unterschieden“ -, dass die Zusammenkunft mit anderen im Gebet und die gemeinschaftliche religiöse Praxis Grundbedürfnisse seien, „die Christinnen und Christen mit Musliminnen und Muslimen verbinden“. Er fügte hinzu: „Wir halten Abstand, aber wir halten auch zusammen. Das muss für den Dialog und das Miteinander von Menschen christlichen und islamischen Glaubens genauso gelten wie für die Gesellschaft insgesamt.“ Denn Krisenzeiten seien auch „Bewährungsproben für unsere ethischen und religiösen Grundüberzeugungen“, so Bedford-Strohm.

Bischofskonferenz: Gemeinsam gegen Rassismus

Zum Auftakt des muslimischen Fastenmonats Ramadan hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zu Solidarität unter den Religionen aufgerufen. In seiner am Donnerstag veröffentlichten Grußbotschaft an die Muslime in Deutschland mahnte Bischof Georg Bätzing an, gemeinsam gegen Extremismus und Rassismus vorzugehen.

Er bedauere, dass viele Muslime aufgrund der Corona-Pandemie den vertrauten Ablauf der Tradition des Fastenbrechens in veränderter Form erleben würden, schreibt Bätzing. „Für uns Christen haben die durch die Corona-Krise verursachten Einschränkungen gerade während des Osterfestes schmerzlichen Verzicht bedeutet. Nun müssen auch Sie, liebe muslimische Gläubige, sich während des Ramadans einer ungewohnten und belastenden Situation stellen“, so der Limburger Bischof.

In Zeiten des uns auferlegten Verzichts werde die Bedeutung des ansonsten Alltäglichen bewusst: „Ohne Gottesdienststätten ist das religiöse Leben von Muslimen, Juden wie Christen ein anderes, da die Zusammenkunft der Gläubigen in unseren Religionen ein zentrales Element darstellt.“

Auch der Zentralrat der Juden wünscht allen Musliminnen und Muslimen einen gesegnten Ramadan-Monat.