Ein Laden brennt komplett aus, bei zwei Geschäften werden Fenster eingeschlagen: Im oberbayerischen Waldkraiburg schließen Ermittler einen rechtsextremistischen Hintergrund nicht aus.
Nach dem verheerenden Brand eines Lebensmittelladens sowie eingeworfenen Scheiben in zwei Läden mit türkeistämmigen Inhabern im oberbayerischen Waldkraiburg schließen die Ermittler einen rechtsextremistischen Hintergrund nicht aus. Noch seien die Umstände aber unklar, betonten Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“
Bei dem Brand in der Nacht zum Montag waren sechs Menschen verletzt worden. Brandermittler sicherten Spuren. Ob Brandbeschleuniger im Spiel waren, ist aber noch unklar. Eine Sonderkommission aus 25 Beamten ermittelt derzeit unter der Leitung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München wegen des Verdachts der vorsätzlichen schweren Brandstiftung.
Eine Frau habe eine Nacht im Krankenhaus bleiben müssen, alle anderen wurden noch am Tage wieder entlassen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Donnerstag. Der Sachschaden liegt im Millionenbereich. Durch das enorme Ausmaß des Feuers wurden auch benachbarte Geschäfte durch die Ruß- und Rauchentwicklung beschädigt.
Die Ermittler prüfen auch einen Zusammenhang mit den zwei anderen Taten in Waldkraiburg im April. Dabei waren bei einem Friseursalon und bei einer Gaststätte Fensterscheiben eingeworfen worden. Beide Läden werden ebenfalls von türkeistämmigen Inhabern betrieben.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Waldkraiburg berichtete nach den Vorfällen von Angst und Verunsicherung in der Gemeinschaft. Die Hintergründe der Vorfälle seien noch offen und es dürfe nicht spekuliert werden, betonte DITIB in einer Mitteilung auf der Internet-Seite der Gemeinde. Dennoch gebe es eine „große Befürchtung, dass es sich bei diesen Vorfällen um Anschläge mit rechtsextremem Hintergrund handeln könnte“.
Laut DITIB wurden nicht nur Scheiben eingeschlagen, sondern es wurde auch Kot verschmiert. In der Nacht des Brandes seien zudem Anwohner von einem lauten Knall aus dem Schlaf gerissen worden, heißt es unter Berufung auf die Feuerwehr weiter. Dafür gab es bisher aber keine Bestätigung. Die Polizei teilte dazu mit, die zur Aufklärung des Brandes eingerichtete Soko „Prager“ prüfe derzeit verschiedene Angaben von Zeugen zu dem Geschehen.
Für Hinweise aus der Bevölkerung richtete die Polizei ein Hinweistelefon und ein Upload-Portal für Bild- und Videodateien ein, wie die Beamten am Donnerstagabend mitteilten. Nach dem Ausbruch des Brandes sei in der Nähe ein jüngerer Mann beobachtet worden. Derzeit stehe nicht fest, ob er als Zeuge oder Tatverdächtiger in Betracht komme. Zeugen auch für die beiden anderen Taten seien gebeten, sich zu melden. (dpa, iQ)