Die rechtsextremistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ demonstrierte am Freitagabend auf dem Marktplatz in Haiger gegen den Gebetsruf. Gegendemonstranten waren ebenfalls vor Ort.
Bereits vor der Demonstration versammelten sich 80 bis 90 Menschen auf dem Karl-Löber-Platz, um gegen den Aufmarsch der Rechten zu demonstrieren. Sie waren dem Aufruf des Vereins „Haiger gegen Rechts“ gefolgt, für den Bettina Klingspor-Engel und Tamara Rechner an die erste Aktion der Initiative 2016 erinnerten. Die Botschaft sei immer noch dieselbe: Die Mehrheit der Haigerer wolle mit der rechten Propaganda nichts zu tun haben.
Klingspor-Engel bedauere, aufgrund der Corona-Einschränkungen nicht mit dem Gebetsruf den muslimischen Gläubigen Solidarität zeigen zu können. Die CDU Haiger hatte einen Gebetsruf, der in vielen Städten gestattet wurde, nicht genehmigt. Der Verein verurteile die rechte Zündelei aufs Schärfste. Man dürfe den eigenen Marktplatz Rechten nicht einfach überlassen und stillschweigend zusehen.
Fatih Ünal vom Ausländerbeirat der Stadt Haiger erinnerte an die Anschläge von Halle und Hanau. Diese seien keine Einzelfälle gewesen. In Haiger habe es zuletzt in der Debatte um den verbotenen Gebetsruf „sehr viele schräge Töne gegeben“. Er verwies zugleich auf den runden Tisch in der kommenden Woche, an dem die Thematik besprochen werden solle.
Noch im April wurde eine 25-jährige Muslimin in Hameln rassistisch beleidigt und körperlich angegriffen. Die 25-jährige Hamelnerin habe den öffentlichen Gebetsruf der Moschee der Islamische Gemeinde Hameln e. V. mit ihrem Handy in einer Parallelstraße aufgenommen. Ein 70-jähriger Mann aus Minden fühlte sich laut Polizeiangaben so sehr durch den Gebetsruf belästigt, dass er die 25-Jährige Muslimin beleidigte und ihr das Kopftuch vom Kopf zog. Der 28-jährige Ehemann des Opfers wurde auf diesen Vorfall aufmerksam und habe den Mann daran gehindert, den Angriff fortzusetzen.