Österreich

IGGÖ-Präsident tritt für Teilhabe von Frauen ein

In den Entscheidungsgremien der IGGÖ sind Frauen unterrepräsentiert. Präsident Ümit Vural reagiert auf die Kritik und möchte die Versäumnisse der Vergangenheit nun aufholen.

12
06
2020
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IGGÖ-Präsident Ümit Vural Islamische Gemeinschaft Gaza
IGGÖ-Präsident Ümit Vural

Der Frauenanteil innerhalb der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Kompetente muslimische Frauen besetzen wichtige Schlüsselpositionen, vom Institut Islamische Religion bis hin zu den erstmalig von Frauen geleiteten Islamischen Religionsgemeinden in den Bundesländern.

Außerdem bilden Frauen eine „wichtige und unverzichtbare Säule in der islamischen Seelsorge und im Religionsunterricht“. Diese Fortschritte wurden vielleicht nicht immer öffentlichkeitswirksam sichtbar gemacht, ihre Relevanz ist jedoch nicht zu verkennen.

Vural will Versäumnisse aufholen

Dennoch lässt sich eines nicht verleugnen: in den politischen Entscheidungsgremien der IGGÖ sind Frauen immer noch deutlich unterrepräsentiert. „Die Gleichbehandlung von Frauen in unseren Reihen ist bei Weitem noch nicht verwirklicht“, räumt IGGÖ-Präsident Ümit Vural ein, „Mein Antrittsversprechen und mein eigener Anspruch an die IGGÖ unter meiner Leitung war und ist es jedoch, eine gleichwertige Beteiligung und Sichtbarkeit von Frauen und Männern in allen Bereichen unserer Gemeinschaft einzufordern und zu fördern.“

Präsident Vural möchte die Versäumnisse der Vergangenheit nun aufholen. Bis zur nächsten Sitzung des Schurarats, der die Mitglieder des Oberstes Rats wählt, sollen neben einer neuen Frauensprecherin auch weitere Posten für Frauen freigeräumt werden. Innerhalb der IGGÖ ist man sich allerdings bewusst, dass eine tatsächliche Gleichstellung nicht einfach durch eine geschlechtsparitätische Zusammensetzung der Gremien erfolgen kann.

Kommission für Gleichstellung und Frauenförderung

Daher nimmt die IGGÖ die aktuelle Situation zum Anlass, eine unabhängige Kommission zu beauftragen, sich den Themen der Gleichstellung, Frauenförderung und Diversität innerhalb der Glaubensgemeinschaft anzunehmen.

Vural abschließend: „Die Kommission soll uns dabei helfen, unser Bewusstsein zu schärfen und unsere Wahrnehmung zu sensibilisieren, um so eine langfristige För­de­rung der Chan­cen­gleich­heit und der part­ner­schaft­li­chen ge­rech­ten Ge­mein­schaft von Frau­en und Män­nern innerhalb unserer Glaubensgemeinschaft zu verwirklichen.“

Frauensprecherin tritt zurück

Anfang der Woche hatte Fatma Akay-Türker ihren Rücktritt als Frauensprecherin der IGGÖ bekanntgegeben. „Ich möchte bekanntgeben, dass ich sowohl vom Obersten Rat der IGGÖ, als auch von meinem Beruf als Islam-Lehrerin zurückgetreten bin“, heißt es in einer Mitteilung Twitter. Grund sei die fehlende Anerkennung von muslimischen Frauen innerhalb der IGGÖ, erklärt sie im Standard-Interview. Die IGGÖ reagierte überrascht auf den Rücktritt. „Frau Akay-Türker hat Ende Mai in einer formlosen Email überraschend ihren Rücktritt als Frauensprecherin bekanntgegeben, ohne jedoch ihre Beweggründe dafür näher auszuführen“, heißt es in einer Mitteilung.

Die Verwirklichung der Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der muslimischen Gemeinschaft als auch ihrer eigenen Strukturen sei ein dezidiertes Anliegen der IGGÖ und ein notwendiger Prozess, der mit der Besetzung wichtiger Posten mit Frauen im vergangenen Jahr in Bewegung gesetzt wurde.