Die Schura Niedersachsen hat in Kooperation mit dem niedersächsischen Justizministerium ein Ausbildungskurs für Gefängnisseelsorger gestartet.
Am Dienstag hat die Ausbildung von elf Teilnehmern zur muslimischen Gefängnisseelsorge begonnen. Der Seelsorgekurs wird vom Schura Niedersachsen (Landesverband der Muslime in Niedersachsen e.V) in Kooperation mit dem niedersächsischen Justizministerium organisiert. Zehn der Teilnehmenden seien bereits als Seelsorger im niedersächsischen Justizvollzug tätig. Ein Teilnehmer habe bisher die vor Aufnahme einer Seelsorgetätigkeit im Justizvollzug verpflichtende mehrwöchige Hospitation erfolgreich absolviert und beginne in diesem Monat seine Arbeit in einer JVA.
In Niedersachsen ist die muslimische Gefängnisseelsorge durch die Vereinbarung zwischen der Schura Niedersachsen und dem niedersächsischen Justizministerium vom 10. Dezember 2012 verankert. Seitdem übernehme die Schura Niedersachsen im Justizvollzug echte Verantwortung. „Unsere Seelsorger sind Ansprechpartner und seelische Stütze bei der Resozialisierung der Inhaftierten. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die muslimische Gefängnisseelsorge von muslimischen Inhaftierten angenommen wird und dass weiterer Bedarf besteht“, so Recep Bilgen, Vorsitzender der Schura Niedersachen. Dem Bedarf wolle man zukünftig nachkommen. „Wir geben niemanden auf – weder die muslimischen Inhaftierten in den Justizvollzugsanstalten in Niedersachsen noch andernorts“, so Bilgen weiter. Es sei ein erfreulicher Schritt, den Ausbildungskurs gemeinsam mit dem niedersächsischen Justizministerium starten zu können.
Wichtige Themen der Ausbildung seien unter anderem die Gesprächsführung, begleitende religiös motivierte Aufarbeitung des eigenen Vergehens und Spiritualität als Quelle für eine positive Neuausrichtung der Lebensführung, heißt es in der Pressemitteilung der Schura Niedersachsen.
Hans-Christian Rümke, stellvertretender Pressesprecher des Justizministerium, teilte auf Anfrage von IslamiQ mit, die Ausbildung orientiere sich an dem Konzept der Klinischen Seelsorgeausbildung (KSA). „Im Zentrum der Ausbildung steht die Reflexion der seelsorgerlichen Praxis der Seelsorgerinnen und Seelsorger. Die konkreten Erfahrungen werden im Rahmen des Kurses im Gruppenprozess unter psychologischen, theologischen und seelsorgerlichen Aspekten analysiert und eingeordnet.“ Es werde auch nach möglichen Handlungsalternativen gefragt und diese gegebenenfalls im Rollenspiel ausprobiert.
Insbesondere in der Anfangsphase stünden die eigene religiöse Biografie, Migrationswege und bikulturelle Identitäten der Teilnehmer im Vordergrund. Islamtheologische Wissenschaftler würden im Laufe des Kurses religiöse Themen wie „Schuld“, „Krankheit“ „Zweifel“, „Menschenbild und Persönlichkeitsentwicklung“ sowie „Seelsorge“ aus islamtheologischer Sicht genauer beleuchten.
Die Teilnehmer werden durch das Niedersächsische Justizministerium gemeinsam mit muslimischen Landesverbänden, der Schura Niedersachsen und der Muslime in Niedersachsen (MIN), ausgewählt. Der Ausbildungsgang steht unter der Leitung von Pastor Andreas Kunze-Harper, Gefängnisseelsorger in der JVA Uelzen, und Pastoralreferent Lothar Schaefer, Gefängnisseelsorger in der Jugendanstalt Hameln. Beide verfügten über die Befähigung als Lehrsupervisoren und Ausbilder in der Pastoralseelsorge. Als Referenten wirken Dr. Nasser Al Masri, Referent für Seelsorge der Schura Niedersachsen, Dr. Esnaf Begić und Dr. Kathrin Klausing, wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, mit.