Wie ist die Stellung der Familie im Islam? Warum sind Bittgebete so wichtig? Welche Stellung hat die Toleranz im Islam? Und wohin steuert die neue Islamkonferenz? Fragen und Antworten gibt es in den Freitagspredigten der islamischen Religionsgemeinschaften und in den Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Die Islamischen Religionsgemeinschaften erklären heute in den Freitagspredigten (Hutba) wie wichtig die Familie ist, wieso Muslime Bittgebete sprechen und was Muslime unter Toleranz und Vergebung verstehen sollten. Über die neue Deutsche Islam Konferenz spricht man beim Forum am Freitag.
Familie im Islam
Die Bedeutung der Familie im Islam ist Thema der heutigen Hutba des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Die Familie sei „unweigerlich die Basis, der Kern und der gesunde Nährboden für die Gesellschaft.“ Die Ehe festige die Partner in ihrem Bündnis und sei nach islamischem Verständnis auch ein Gottesdienst. Erwähnt wird auch der berühmte Ausspruch des Propheten Muhammad (s), in dem es heißt: „Heiratet der Mensch, hat er die Hälfte seiner Religion vervollständigt.“
Mann und Frau seien einander anvertraut und gleichzeitig eine Gabe Allahs, erklärt der VIKZ. Und gegenseitige Zuneigung und Respekt seien Voraussetzung für Harmonie und Glück. „Aus Zuneigung und Respekt entsteht Milde und Nachsicht. Denn wer eine Person mag, sieht seine Fehler nicht“, erklärt der VIKZ. Und wenn die Zuneigung stärker wird, entstehe wahre Liebe. Jedoch sei diese Liebe nicht gleichzusetzen mit der „geschlechtlichen Lust des Menschen.“
Zur Familie gehöre es auch, dass beide Ehepartner sich in Güte, Barmherzigkeit und Respekt gegenüber dem anderen üben und sich fernhalten von unangemessener Behandlung des Partners. Besonders das Wort „Talak“ (Scheidung, Trennung) dürfe niemals in den Mund genommen werden. Zum Abschluss erinnert der VIKZ an den Ausspruch des Propheten (s): „Der vollkommenste Muslim, im Hinblick auf den Îmân ist derjenige mit der besten Ahlâk. Und die besten unter euch, also die mit der meisten Hayır, sind jene die gut zu ihren Frauen sind.“
Bittgebete – Sorgen mit Allah teilen
Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) widmet sich in ihrer Hutba einem anderen Thema. Hier geht es um die Bittgebete (Duâ) und die Notwendigkeit, die eigenen Sorgen mit Allah zu teilen. Bittgebete seien der Kern der Gottesdienste. Zu Allah zu beten bedeute, ihm die eigenen Sorgen vorzutragen. „Durch das Duâ werden wir uns unserer Unzulänglichkeit bewusst und vertrauen nur auf Allah, dessen Macht unendlich ist. Duâ bedeutet, nicht hochmütig und egoistisch zu sein und in Demut vor Allah zu treten. Duâ heißt, sich alles von der Seele zu reden und Allah alle seine Geheimnisse anzuvertrauen“, erklärt die IGMG.
Während des Sprechens eines Bittgebets müsse man Ehrfurcht und Hochachtung empfinden. So wird der Koranvers „Ruft euren Herrn in Demut und im verborgenen an. Siehe, er liebt die Maßlosen nicht.“ (Sure Arâf, 7:55) erwähnt. Erwähnen tut die IGMG auch, dass vielen Menschen aufgrund ihrer aufrichtigen Bittgebete vergeben wurde. „Aufrichtige Bittgebete werden Allahs Barmherzigkeit stärken, so dass er die Bittgebete als Anlass dafür nehmen wird, dem Menschen zu vergeben“, sagt die IGMG.
Toleranz im Islam
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) geht hingegen in ihrer heutigen Hutba der Toleranz im Islam nach. Der Islam lege nahe, in den „zwischenmenschlichen Beziehungen tolerant und vergebend zu sein.“ Dies gehöre zu den Eigenschaften der gottesfürchtigen Menschen (muttaqin) und zu den Handlungen, mit denen sich der Mensch das Paradies einhandele. Tolerant sein bedeute, in diesem Kontext, etwas mit Verständnis zu begegnen und auszuhalten, erklärt die DITIB.
Vergebung zeuge „von der Liebe im Menschen, von seiner Barmherzigkeit, von seiner Geduld und schließlich von seiner Ethik, der Ethik, die Allah uns nahelegt.“ Gläubige empfänden Barmherzigkeit füreinander und seien tolerant miteinander. „Sie vergeben einander ihre Fehler“, erklärt die DITIB. Wenn einem eine Ungerechtigkeit widerfahre, müssen er diese vergeben, statt auf dieselbe Art zu antworten.
Angesichts dieser Grundsätze fragt die DITIB abschließend: „Wie sehr brauchen wir in der heutigen Zeit, in der sich die Menschen immer weniger verstehen und unterschiedliche Meinungen nicht akzeptieren können, wieder diese Toleranz?“
Neue Islamkonferenz
Forum am Freitag Moderator Abdul Ahmad Raschid spricht in dieser Woche mit Vertretern von muslimischen Religionsgemeinschaften und Verbänden über die Deutsche Islam Konferenz und die Neuausrichtung. Ein interessanter Einblick in das letzte Treffen in Berlin.
Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland, gibt einen Überblick und notiert erwähnenswerte Berichte aus den Redaktionen der Medien zum Thema Freitag und Muslime.