Kirche, Moschee, Museum und wieder Moschee – die Hagia Sophia ist eines der beliebtesten Bauwerke Istanbuls. Erstmals seit 86 Jahren fand am Freitag wieder das Freitagsgebet in der Hagia Sophia statt.
Die Hagia Sophia in Istanbul ist offiziell wieder eine Moschee. In dem historischen Bauwerk über dem Bosporus fand heute Mittag das erste Freitagsgebet seit 86 Jahren statt. Mehr als Tausende Muslime in und außerhalb der Moschee nahmen am Freitagsgebet statt.
Anfang Juli hatte das Oberste Verwaltungsgericht den Status der einstigen Kirche als Museum annulliert und damit den Weg für eine Umwandlung in eine Moschee freigemacht. Das Gericht begründete die Entscheidung damit, dass die Hagia Sophia Eigentum der von Sultan Mehmet II gegründeten Stiftung sei. Dieser hatte die Hagia Sophia nach der Eroberung Konstantinopels 1453 in eine Moschee umgewandelt. Die Gerichtsentscheidung wurde international von Politikern und Kirchenvertretern kritisiert, aber auch als gerechtfertigter Schritt beurteilt.
Auch als Moschee könnten Touristen die Hagia Sophia besichtigen, ähnlich wie die nahe gelegene Sultan Ahmet Moschee in der Istanbuler Altstadt. Im vergangenen Jahr zog die Hagia Sophia nach offiziellen Angaben 3,7 Millionen Besucher an. Sie war damit das meistbesuchte Museum in der Türkei. Berühmt ist sie vor allem wegen der rund 56 Meter hohen Kuppel, die nahezu schwerelos über dem Hauptraum zu schweben scheint.
Die Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) wurde im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut und war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung des damaligen Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wandelte Fatih Sultan Mehmet II. die Hagia Sophia in eine Moschee um. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum an.