Sie gewann schon den Goldenen Bären. Nun ist Jasmila Žbanić beim Filmfest in Venedig dabei – und will an Srebrenica erinnern.
Mit ihrem Wettbewerbsbeitrag „Quo Vadis, Aida?“ erinnert die in Berlin lebende Regisseurin Jasmila Žbanić beim Filmfest Venedig an das Massaker in Srebrenica. „Srebrenica ist einen 40-minütigen Flug von Wien oder weniger als zwei Stunden von Berlin entfernt, und es ist beängstigend, dass ein solcher Völkermord direkt vor europäischen Augen stattgefunden hat – nachdem wir alle millionenfach wiederholt haben ´Nie wieder´“, erklärte die 45-Jährige vor der Premiere ihres Dramas am Donnerstagabend in Venedig.
In „Quo Vadis, Aida?“ erzählt die Regisseurin von Aida, die während des Bosnienkrieges als Übersetzerin für die Vereinten Nationen arbeitet. Der Film fokussiert sich auf die Tage im Juli 1995, als fast 8000 Bosnier – vor allem Männer – von Ratko Mladićs Armee ermordet wurden. Die Massaker wurden später als Genozid eingestuft. „Quo Vadis, Aida?“ ist eine deutsche Koproduktion und gehört zu den 18 Beiträgen, die bei der diesjährigen Festivalausgabe um die Hauptpreise konkurrieren.
„In unserem Film zeigen wir einen Krieg aus weiblicher Perspektive, weil wir genug Filme über den Krieg aus männlicher Perspektive haben“, betonte Žbanić. Schon mit ihrem Film „Esmas Geheimnis“ thematisierte sie den sexuellen Missbrauch während des Bosnienkrieges und gewann bei der Berlinale 2006 dafür den Goldenen Bären. „Der Goldene Bär war sehr wichtig für meine Arbeit und für weibliche Opfer in Bosnien. Es ist uns gelungen, das bosnische Gesetz so zu ändern, dass vergewaltigte Frauen als Kriegsopfer anerkannt wurden.“
Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica zum Schauplatz der grausamsten Tat in Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Während des Bürgerkrieges (1992-1995) in Bosnien und Herzegowina marschierten serbische Truppen im Juli 1995 in die Stadt ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken wurden an diesem Tag zusammengetrieben und getötet.
Über mehrere Tage hat sich das Massaker von Srebrenica hingezogen. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Morde an verschiedenen Punkten gezielt und geplant begangen wurden. Knapp 7.000 Menschen galten Ende Juli 1995 als vermisst. Berichte über Vergewaltigungen und Morde sind erst Tage nach dem Massaker durch Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten zu vernehmen gewesen.(dpa, iQ)