Von erkenntnisreichen Interviews bis zu spannenden Hörspielen. Das Angebot an Podcasts ist groß. Auch für Muslime. IslamiQ stellt einige vor. Heute mit Kanackische Welle von Malcolm Ohanwe und Marcel Aburakia.
IslamiQ: Wer sollte in Ihr Podcast reinhören und warum?
Malcolm Ohanwe und Marcel Aburakia: Absolut jeder und jede sollte den Podcast hören, wenn es der Person wichtig ist, etwas zu lernen über das Einwanderungsland Deutschland und wie deutsche Menschen mit Zusatzidentität sich durch das Land manövrieren.
IslamiQ: Über welche Themen sprechen Sie in Ihrem Podcast?
Ohanwe/Aburakia: Bei „Kanackische Welle“ stehen Menschen im Fokus, die in Deutschland sozialisiert sind, hier ihren Lebensmittelpunkt haben, aber eventuell noch eine weitere Identität oder auch nur eine Zuschreibung von außen mit sich tragen. Oft sind das Leute, die schon irgendwann mal als Kanake beleidigt worden sind, aber nicht unbedingt. In einer unserer aktuelleren Folge haben wir über das unter vielen muslimischen, jüdischen und/oder auch verschiedenen westafrikanischen Communitys verbreiteten Phänomens der Beschneidung gesprochen. Dazu haben unsere eigenen Eltern gefragt, warum sie uns einfach so beschnitten haben, und auch Input geholt von Urologen, einem Theologen und unseren treuen „Wellis“, so nennen wir unsere Hörerinnen und Hörer. Ganz frisch haben wir uns auch sehr unterhaltsam und informativ mit „ausländischer“ Esskultur im Vergleich zu traditionell deutscher Küche auseinandergesetzt. Ein Thema womit sich wirklich jede*r mal auseinandergesetzt hat.
IslamiQ: Ihr Podcast in drei Wörter zusammengefasst?
Ohanwe/Aburakia: Classy, bougie, ratchet.
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Podcasts für die muslimische Gemeinschaft wichtig?
Ohanwe/Aburakia: Wir beide erleben antimuslimischen Rassismus, haben Wurzeln in Regionen, denen der Islam zugeschrieben wird. Auch wenn Malcolm christlich aufgewachsen ist, aus einer christlich-arabischen und einer christlich-nigerianischen Familie kommt, unterscheidet sich vor allem die palästinensische christliche Kultur nicht erheblich von der muslimisch-palästinensischen. So erleben wir täglich die negativen Stigmata gegenüber Palästinensern und Muslimen. Unser Podcast hilft vielen Muslims ihre eigenen Herkunftsregionen und Menschen dieser Diaspora differenziert zu sehen.
IslamiQ: Was war Ihre Motivation, einen Podcast zu produzieren? Was ist Ziel Ihres Podcasts?
Ohanwe/Aburakia: Wir wollen Menschen unterhalten und gut recherchiert informieren. Wir wollen gesellschaftliche Missstände aufdecken und sie analysieren und Leuten auf lustige Art und Weise Werkzeuge an die Hand geben, mit ihrem eigenen Alltag umzugehen, mit Folgen wie „Sexismus in Kanackischen Communitys“ oder „Weiße Zerbrechlichkeit“ oder „Der Sunken Place – Selbstablehnung als Schwarzkopf“ wollen wir Leuten konkrete Vorschläge geben, wie sie mit lästigen Situationen im Alltag zurechtkommen.
IslamiQ: Denken Sie, dass das Angebot für Muslime erweitert werden muss? Wenn ja, welche Themen müssen häufiger angesprochen werden?
Ohanwe/Aburakia: Absolut! Es muss auf jeden Fall mehr Inhalte geben für religiöse Muslime und muslimisch markierte Menschen, oder Kulturmuslime, wie manche Leute sagen. Aber auch für Menschen die unter islamisch-geprägten Strukturen leiden, wie Schwarze Muslime oder religiöse Minderheiten wie Aleviten, Juden etc. Wir wollen mehr über Situationen und Diskurse in unseren „eigenen Reihen“ reden, und dazu braucht es geschützte Räume, damit man über interreligiöse Spannung sprechen kann.