Während sich die Ereignisse in Frankreich überschlagen, sorgt Innenminister Gérald Darmanin mit seinen Äußerungen über islamische Speisevorschriften für zusätzliche Aufregung.
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hat mit einer Äußerung über Speisevorschriften verschiedener Religionen und den Verkauf entsprechender Produkte für Aufsehen gesorgt. „Ich verstehe sehr gut, dass Halal-Fleisch in Supermärkten verkauft wird. (…) Was ich bedauere, sind die Regale. Warum muss ich eine andere Abteilung haben? Also habe ich die Regale für Muslime, die koscheren Regale und dann alle anderen Regale (…) Warum bestimmte Regale?“, sagte er am Dienstagabend dem TV-Sender BFM. Das sei allerdings nur seine persönliche Meinung. Die Aussage des Ministers hatte zu öffentlichen Diskussionen und Reaktionen geführt.
Der Kommunitarismus in den Supermärkten schockiere ihn, so Innenminister Darmanin weiter. In Frankreich ist Kommunitarismus ein politischer Begriff, damit ist nicht die gleichnamige politische Philosophie gemeint. Der Begriff hat eine negative Konnotation, mit ihm bringt man etwa religiöse Spannungen in Verbindung, welche die Nation spalten würden. „Es hat mich immer schockiert, in einen Supermarkt zu gehen und zu sehen, dass es ein Regal mit kommunitaristischen Produkten gibt“, so der Innenminister weiter. So beginne der Kommunitarismus.
Regierungssprecher Gabriel Attal betonte am Mittwoch, dass dies die persönliche Meinung des Innenministers sei. Die Regale im Supermarkt hätten im Moment keine Priorität für die Regierung, sagte Attal nach einer Regierungssitzung unter Vorsitz von Präsident Emmanuel Macron.
Nach mehreren Ereignissen in Frankreich kündigte Macron Anfang Oktober einen härteren Umgang mit den Muslimen im Land an. Ein Tag nach seiner Rede stürmte die Polizei die Omar-Moschee im 11. Bezirk von Paris. Zum Zeitpunkt der Razzia mit 15 Polizisten befanden sich mehrere Schüler und Lehrer in der Moschee. Diese besuchten den wöchentlichen Koranunterricht. Wie die Polizei mitteilte, habe die Spezialeinheit für den Kampf gegen Islamismus keine Hinweise zum „Islamismus“ gefunden, sondern nur Mängel im Zusammenhang mit dem Brandschutz.
Am Freitag den 16. Oktober wurde ein Geschichtslehrer mitten auf der Straße enthauptet, weil er im Unterricht das Thema Meinungsfreiheit mit Muhammad-Karikaturen von Charlie Hebdo thematisiert hat. Vertreter der islamischen Religionsgemeinschaften Europa verurteilen die Ermordung eines Lehrers in Paris aufs Schärfste und bekunden ihre Solidarität mit der französischen Nation.
Am Sonntagabend wurden zwei junge Musliminnen in Paris am Fuße des Eiffelturms mit einem Messer angegriffen. Einer der Frauen trug ein Kopftuch. Laut einem Polizeibericht wurden die beiden Musliminnen, die mit ihren Kindern unterwegs waren, zunächst von zwei Hunden angebellt, die sich frei auf den Champs de Mars bewegten. Als die Musliminnen die Hundebesitzer drauf ansprach, die Hunde an die Leine zu nehmen, eskalierte die Lage. Eine der Hundebesitzerin zog ein Messer gegen die Frauen, stach zu und floh vom Tatort. Beide Frauen erlitten schwere Verletzungen, u.a mit Verletzungen am Nacken. Sie wurden am Tatort behandelt und später ins Krankenhaus eingeliefert. (dpa, iQ)