Berlin

Studie: Rechtsextreme Einstellungen dauerhaft auf hohem Niveau

Laut der „Leipziger Autoritarismus-Studie“ bleiben rechtsextreme Einstellungen in der deutschen Bevölkerung weiterhin auf einem hohen Niveau.

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2020
Studie: Rechtsextreme Einstellungen dauerhaft auf hohem Niveau ©shutterstock, bearbeitet by iQ
Studie: Rechtsextreme Einstellungen dauerhaft auf hohem Niveau ©shutterstock, bearbeitet by iQ

Rechtsextreme Einstellungen bleiben in der deutschen Bevölkerung einer Studie zufolge weiterhin „auf einem hohen Niveau“ verbreitet. Zudem beobachten die Autoren der am Mittwoch in Berlin vorgestellten repräsentativen „Leipziger Autoritarismus-Studie“ nach eigenen Angaben eine „Radikalisierung und Enthemmung unter extremen Rechten“. Rund 2.500 Menschen waren im Mai und Juni für die zehnte Ausgabe der früher auch als „Mitte-Studie“ bekannten Erhebung zu autoritären und rechtsextremen Einstellungen befragt worden.

Studie zeigt Anstieg von Rechtsextremismus

Als positives Ergebnis verzeichnen die Forscher der Universität Leipzig im Vergleich zur vorherigen Befragung 2018 einen Rückgang des Anteils der „manifest ausländerfeindlich Eingestellten“ von 23,4 auf 16,5 Prozent. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost und West: In Westdeutschland sank der Anteil von 21,5 auf 13,7 Prozent, in Ostdeutschland nur von 30,7 auf 27,8 Prozent.

Insgesamt stimmten 28,4 Prozent (2018: 36 Prozent) der Befragten der Aussage zu, dass „Ausländer nur hierherkommen, um unseren Sozialstaat auszunutzen“. Im Osten lag der Anteil bei 43,9 Prozent, im Westen bei 24,5 Prozent. Rund 26 Prozent aller Befragten halten Deutschland „durch Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“ – ein Minus von zehn Prozentpunkten gegenüber 2018.

Während laut Studie der Anteil verfestigt rechtsextrem eingestellter Menschen in Westdeutschland auf drei Prozent weiter sank, stieg er in Ostdeutschland nochmals auf knapp zehn Prozent an. Im Osten zeigten in der Befragung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2010/2012 allerdings schon einmal fast 16 Prozent der Befragten ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild. Im Westen lag der Anteil bei der ersten Befragung 2002 bei elf Prozent und damit höher als im Osten.

„Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagen“

Die aktuelle Studie zeigt außerdem, dass die Zustimmung zu tradierter Judenfeindlichkeit bundesweit leicht rückläufig ist, ebenso wie die Abwertung von Muslimen. Allerdings gebe es weiterhin ein „erschreckend hohes Niveau an Zustimmung“, warnen die Forscher.

So stimmten mehr als ein Viertel der Befragten der Forderung zu, dass „Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland zu untersagen“ sei. 47 Prozent der Befragten fühlen sich „durch die vielen Muslime manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“ (2018: 55 Prozent). Zehn Prozent der Befragten äußerten Verständnis dafür, dass „manche Leute etwas gegen Juden haben“. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Es ist traurig, dass Nazitum in Deutschland nach wie vor stark ist, was sich auch an der aktuellen hetzerischen Medienberichterstattung gegen den Islam und gegen Muslime manifestiert. Und viele Leute glauben das, was die Medien ihnen eintrichtern und halten das für unumstößliche Wahrheiten. Es gab hier einmal eine Zeit, da wurde ungehemmt gegen eine andere Glaubensgemeinschaft gehetzt. Wohin das am Ende geführt hat, kennen wir aus dem Geschichtsunterricht. Heute macht man es nur viel subtiler. Armes Deutschland.
18.11.20
14:50
Vera Praunheim sagt:
Bei dieser interessanten Autoritarismus-Studie der Heinrich-Böll-Stiftung vermisse ich leider eine genügende Berücksichtigung und Thematisierung von islamextremen Einstellungen in Deutschland. Denn unter "Autoritäre Dynamiken" - so der Titel der entsprechenden Psychosozial-Verlags-Veröffentlichung - sind unbedingt auch Islam & Islamextremismus einzuordnen. Der Islam als Herrschaftsform ist quasi ein Autoritarismus par excellance und deshalb prinzipiell auch nicht ungefährlich. Nur naive Menschen glauben das Gegenteil.
19.11.20
14:38