Religion

Minderheiten-Anliegen drohen in Pandemie unterzugehen

Aus Sicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, drohen Bedürfnisse und Anliegen von Minderheiten in der Pandemie unterzugehen.

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12
2020
Göttingen , Berlin, Neue Forschungen zu Moschee- und Synagogengemeinden geplant, Projekt (c)facebook, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Judentum und Islam, Göttingen © Shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Aus Sicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, drohen Bedürfnisse und Anliegen von Minderheiten in der Corona-Pandemie unterzugehen. Juden würden angefeindet, aber auch Muslime müssten mit Anwürfen umgehen, sagte Schuster am Montag auf einer Online-Podiumsdiskussion zu der Jahresveranstaltung des seit 2019 bestehenden jüdisch-muslimischen Dialogprojekts „Schalom Aleikum“ des Zentralrats. Im Gegensatz dazu zeige das Projekt: „Man ist Mensch mit der einen Religion und mit der anderen Religion.“ Das Verbindende sei das Menschsein.

Trotz Pandemie: „Dialog auf Augenhöhe“

Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU), die das Projekt fördert, sagte, dieses werfe das Licht auf das, „was uns eint“. Das trage zu mehr Einheit bei, die Deutschland stärke. Sie würdigte einen „Dialog auf Augenhöhe“ von Juden und Muslimen aus verschiedenen Berufen und Altersstufen. „Wir brauchen mehr Menschen, die ihre persönliche Geschichte mitbringen und Vorbilder sind.“ Es sei wichtig, dass es Menschen gebe, die das Gespräch über etwaige Konflikte und Ängste anstießen, um sie zu überwinden.

Widmann-Mauz warb dafür, Vielfalt beispielsweise im Glauben oder in der Herkunft als bereichernd anzuerkennen. Sie verwies auf den erst kürzlich beschlossenen Maßnahmenkatalog, mit dem die Bundesregierung mehr zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus tun möchte. Einer der 89 Punkte darin sei, Diskriminierungen abzubauen, etwa von Menschen mit ausländisch klingenden Namen.

„Jüdische und muslimische junge Erwachsene im Gespräch“

Anfang Dezember war der dritte Band von „Schalom Aleikum“ mit dem Titel „Gehört werden – Jüdische und muslimische junge Erwachsene im Gespräch“ erschienen. Das Buch informiert über die Lebenswelten junger jüdischer und muslimischer Erwachsene. Der Band enthält zehn Interviews mit Menschen zwischen 16 und 22 Jahren, die über ihren Alltag, Zugehörigkeit und das interreligiöse Gespräch berichten. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
"Aus Sicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, drohen Bedürfnisse und Anliegen von Minderheiten in der Corona-Pandemie unterzugehen." Wenn hier das Wort "Juden" mit "Muslime" und "Josef Schuster" mit "Aiman Mazyek" ausgetauscht worden wären, dann hätten die antimuslimischen Rassisten einmal mehr von der "ewige Opferrolle" der Islamverbände gefaselt, was von mangelnder Empathie zeugt, welches für antimuslimische Rassisten typisch ist. Wer gegen den Islam und gegen Muslime hetzt und die Islamverbände dämonisiert oder gar in Sippenhaft für bestimmte Probleme nimmt, der hat aus der Corona-Krise nichts gelernt. Dem muss durch Zivilcourage Einhalt geboten und notfalls die Polizei hinzugerufen werden, sollte diese Hetze sich von den sozialen Medien auf die offene Straße übertragen. Schließlich hat niemand das Recht, Fitna zu stiften und den öffentlichen Frieden zu gefährden. Gottesbewusste Muslime sind immer Bewahrer des öffentlichen Friedens. Wer das missachtet, in Zweifel zieht oder gar in Abrede stellt, der hat den Islam nicht richtig verinnerlicht. Im letzteren Fall müssen wir als Muslime an uns selbst arbeiten, weil wir auch nur Menschen sind.
15.12.20
16:29