Ein 22-jähriger soll im Chat Anschlagspläne auf Muslime angekündigt haben. Vor Gericht sagt er, er sei nicht rechtsextrem. Die Polizei widerspricht.
Im Prozess gegen einen 22-Jährigen wegen des Vorwurfs der Vorbereitung einer terroristischen Gewalttat hat der leitende Ermittler den Angeklagten als rechtsextrem eingeschätzt. Es gebe Hinweise auf die Radikalisierung des jungen Mannes, sagte der Polizeihauptkommissar am Mittwoch am Landgericht Hildesheim.
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien nicht nur Waffen, sondern auch Datenträger mit rechtsextremem Propagandamaterial, Screenshots von rassistischen Chats, rund 1800 Videodateien, über 100 000 Bilder und handschriftliche Notizen mit Hasskommentaren gefunden worden. Teils seien die Inhalte «skurril», es gehe um Verschwörungstheorien.
Der 22-Jährige hatte sich im Prozess zu rechtsextremen Chats bekannt – einen Anschlag habe er allerdings nicht geplant: „Ich hatte nie den Plan, jemanden zu töten. Ich bin nicht böse.“ Denn: „Übers Internet sagt man manchmal Dinge, die man sonst nicht sagt“, erklärt er. Mit der Anschlagsdrohung habe er seinen Chatpartner „verarschen“ wollen. Das Internet sei für ihn nicht die reale Welt. Die Kammer hob am Montag den Haftbefehl gegen den Angeklagten auf, er sitzt damit nicht länger in Untersuchungshaft.
Der 22-Jährige soll Anschlagspläne geschmiedet haben, er habe mindestens 20 Menschen töten wollen. Dem jungen Mann werden auch Androhung von Straftaten, Volksverhetzung, Beleidigung und Bedrohung vorgeworfen. Er soll sich laut Anklage seit den Anschlägen in Christchurch in Neuseeland im März 2019 mit rechtsradikalem Gedankengut und einem eigenen Anschlag gegen Muslime beschäftigt haben. Dazu soll er sich zwischen Juli 2019 und Mai 2020 unter anderem zwei Armbrüste und mehrere Messer beschafft haben.
Typisch für eine Radikalisierung sei auch, dass der 22-Jährige sich zunehmend zurückgezogen und „abgeschottet“ habe, sagte der leitende Ermittler. Bei der Festnahme gingen die Beamten zunächst davon aus, dass der Hintergrund der Anschlagspläne der psychische Zustand des Mannes war. Er wurde zunächst in einem Krankenhaus geschlossen untergebracht, später kam er in Untersuchungshaft. (dpa, iQ)