In Hanau rufen Christen und Muslime mit einer Kampagne gemeinsam zur Solidarität auf und setzen ein Zeichen gegen rechte Hetze und Gewalt.
Solidarität zu zeigen und ein Zeichen zu setzen – dazu haben die Evangelische Kirche und die Islamische Gemeinde in Hanau jetzt gemeinsam aufgerufen. Martin Lückhoff, Dekan des Evangelischen Kirchenkreises, und Mustafa Macit Bozkurt, Imam des Islamischen Vereins e.V. in Hanau (Foto), ermutigen die Mitglieder ihrer Religionsgemeinschaften und alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt dazu auf, aktiv bei der Türschild-Kampagne „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ mitzumachen.
Mit den Wende-Türschildern, die derzeit in Hanau kostenlos ausgegeben werden, können alle Bürger zum Gedenktag am 19. Februar ein sichtbares Zeichen setzen. Für Vielfalt, Respekt und ein friedvolles Zusammenleben und gegen Intoleranz, Ausgrenzung, Gewalt und Extremismus.
Die Türschild-Kampagne läuft bereits auf Hochtouren und findet großen Anklang in der Bevölkerung. Aufgrund der großen Nachfrage haben die Stadt Hanau und die Evangelische Kirche am Samstagvormittag an der Alten Johanneskirche Türschilder ausgegeben. Mehrere hundert Schilder sind allein am Samstagvormittag verteilt worden. Viele Unternehmen und auch Einzelhändler der Stadt haben bereits erklärt, nicht nur die Türschilder anzubringen, sondern werden auch Plakate und teils großformatige Banner zum Gedenktag in der Innenstadt anbringen. Hanau wird ein sichtbares Zeichen setzen.
Die Aktion sei spontan entstanden, bei dem man selbstverständlich aktiv mitmache, äußert sich Imam Bozkurt gegenüber IslamiQ. „Es ist uns wichtig, dass wir diese Botschaft nach außen tragen“, so Imam Bozkurt. Damit möchte der Imam auch ein Zeichen setzen und eine weitere Basis schaffen, aufeinander zuzugehen.
Die Initiative ist ein regionaler Zusammenschluss von Organisationen, Vereinen und Unternehmen, die sich in Kassel und Nordhessen für Vielfalt in all ihren Dimensionen sowie gegen jegliche Ausgrenzung von Menschen in der Gesellschaft und Arbeitswelt einsetzen. Michael Sasse, Sprecher von „Offen für Vielfalt“ sagt in einer Mitteilung: „Im Gedenken an die Opfer des kaltblütigen Anschlags von Hanau möchten wir als Initiative uns solidarisch zeigen. Mit den Türschildern kann jede und jeder trotz der momentan notwendigen Kontaktbeschränkungen in der ganzen Stadt erkennbar machen: In Hanau und in unserer gesamten Gesellschaft ist kein Platz für rechte Hetze und Gewalt.“
Die Türschilder sollen in Kürze an zahlreiche Ausgabestellen in Hanau erhältlich sein. Eine entsprechende Verteilung bereitet die Stadt vor. Bis dahin können Bürgerinnen und Bürger die Schilder ansonsten bei der Stadt per Mail an fachstelle.vielfalt@hanau.de oder telefonisch unter 06181 295891 bestellen. Auch die Initiative „Offen für Vielfalt“ aus Nordhessen versendet kostenlos Türschilder nach Hanau.
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky zeigt sich ebenfalls solidarisch und nimmt die Kampagne „gerne auf“. „Der 19. Februar 2020 ist der dunkelste Tag für Hanau in Friedenszeiten. Die Hanauerinnen und Hanauer haben sofort und mit großer Solidarität und Anteilnahme ihre Haltung gezeigt. Hanau steht zusammen“, erklärt der Oberbürgermeister Kaminsky.
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-Jähriger in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Zuvor hatte der Mann Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht. Nach der Tat soll der 43-Jährige auch seine Mutter umgebracht haben, bevor er sich selbst tötete.