Abrahamisches Forum

Experte sieht gutes Miteinander der Religionsgemeinschaften

Aus Sicht des Geschäftsführers des Abrahamischen Forums in Deutschland, Jürgen Micksch, gibt es hierzulande ein gutes Miteinander der Religionsgemeinschaften.

08
02
2021
Dr. Jürgen Micksch sieht gutes Miteinander der Religionsgemeinschaften © Interkultureller Rat
Dr. Jürgen Micksch sieht gutes Miteinander der Religionsgemeinschaften © Interkultureller Rat

Aus Sicht des Geschäftsführers des Abrahamischen Forums in Deutschland, Jürgen Micksch, gibt es hierzulande ein gutes Miteinander der Religionsgemeinschaften. Kooperationen könnten den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und hätten ein großes Potenzial, sagte Miksch am Montag auf einer Online-Veranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Forums mit Sitz in Darmstadt. Zu Beginn sei die Arbeit des Abrahamischen Forums schwierig gewesen und zum Teil auch auf Ablehnung gestoßen, aber der Verein habe insgesamt viel zu diesem guten Verhältnis der Religionen beigetragen.

So gab es nach Forumsangaben mittlerweile über 600 Veranstaltungen mit sogenannten Abrahamischen Teams in Deutschland und in Ländern des Mittelmeerraums. Dabei gehen Vertreter unterschiedlicher Religionen zum Beispiel in Schulen oder Einrichtungen für Lehrerfortbildung, um über ihre Religion und ihren Glauben zu informieren und auf diesem Weg Begegnungen zu schaffen.

„Religionen für biologische Vielfalt“

Darüber hinaus entwickelten sich Islamforen und das Projekt „Religionen für biologische Vielfalt“. Bei den UN-Wochen gegen Rassismus beteiligen sich den Angaben zufolge mehr als 1.700 Moscheegemeinden und zahlreiche Synagogen.

Das Abrahamische Forum in Deutschland ist ein Zusammenschluss von Vertretern aus Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum sowie Wissenschaftlern und anderen Experten. Sie verpflichten sich, den Frieden zwischen Religionen zu fördern. Am 6. Februar 2001 gab es eine konstituierende Sitzung im südhessischen Heppenheim für ein „hessisches Modell“ für ein Miteinander von Religionen. Daraus entwickelte sich das bundesweite Abrahamische Forum.

In dem Verein arbeiten Vertretungen des Zentralrates der Juden, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, des Zentralrates der Muslime und andere muslimische Einrichtungen sowie der Bahai-Gemeinde Deutschland. Das Forum versteht sich als offen für andere Religionen. (KNA/iQ)

 

Leserkommentare

stratmann sagt:
Der Geschäftsführer des Abrahamischen Forums erhofft sich ein gutes friedliches Miteinander der Religionsgemeinschaften. Ich teile seine Hoffnung und helfe in meinem bescheidensten Rahmen mit. Doch ich sehe unter anderem vier Probleme, die vom Abrahamischen Forum anscheinend ausgeklammert werden. 1] Ich kann das Wort Integration nicht mehr hören. Wenn Zugezogene in Deutschland bleiben wollen, sollen sie Deutsch lernen, sich an die Vorgaben der Verfassung und Gesetze und die Straßenverkehrsordnung halten. Das reicht. Im Übrigen ist kulturelle Vielfalt eine Bereicherung. Ich finde es zum Kotzen, wie unser Staat mit Geld ködern und mit Institutionalisierung Religion kanalisieren oder sogar kastrieren will. Die frühen Christen hatten sich weder ködern noch integrieren lassen, sie waren beides: Öl und Sand im Getriebe. 2] Überall dort, wo das gute interreligiöse Bemühen und die „abrahamische Ökumene“ auch nur den Anschein erweckten, dass es irgendwann mal auf eine synkretistische Einheitssoße hinauslaufen soll, wird das Projekt platzen. Und dort, wo man bei vielen gutgemeinten Projekten Gott letztlich zur Tür hinausbefördert, kehren Geister dann durch die Fensterritzen herein. 3] Interreligiöses Gespräch muss auf gleicher Augenhöhe stattfinden, aber auch ehrlich sein. Man sollte sich die „heißen Eisen“ nicht um die Ohren schlagen, aber auch nicht unehrlich drumrumschleichen. Natürlich soll man die Gemeinsamkeiten betonen, aber man darf nicht die Unterschiedlichkeit auch der Abraham-Traditionen krampfhaft totschweigen – beispielsweise „ Abrahams Bau der Kaaba“, Israels Anspruch auf Hebron und die Landver- heißungen an Abraham sogar über den Jordan hinaus Richtung Euphrat, Paulus‘ Abraham-Verständnis. 4] Der Geschäftsführer des Abrahamischen Forums erhofft sich, dass durch die Kooperation der Religionsgemeinschaften der gesellschaftliche Zusam- menhalt gestärkt wird. In Berlin wurde und wird vorgemacht, wie man leider das Gegenteil fördert, weil der Staat grundgesetzwidrig mit seinen Pfoten reinfummelte. Das kultische „House of One“ (Spitznamen „Wohngemein- schaft Gottes„ – Kultgebäude für Juden, Christen, Muslime) war ursprünglich von der Politik angedacht worden. Wieder einmal will der Staat das Religiöse für eigen Zwecke kanalisieren und instrumentalisieren. Und die evangelische Kirche hatte sich wieder einmal an die Rockschöße des Staats geklemmt, um an die „ Fleischtöpfe Ägyptens „ (2. Mose 16,3) ranzukommen – dazu der frühere evangelische Bischof eigens zu Verhandlungen auf dem Roten Rathaus. Nicht einmal 0,5 Prozent der Berliner besuchen sonntags einen evangelischen Gottesdienst. (Es ist absehbar, dass es in Berlin später mehr Muslime als evangelische Christen gibt.) Bestehende Kirchen stehen oft großenteils leer, viele Kirchengebäude werden entweiht, verkauft oder gar abgerissen. Aber die Kirche lässt sich einen neuen Prestigebau mit 25 Millionen großenteils vom Staat finanzieren und kostenlos dazu das Grund- stück stellen. Schämt sich die Kirche denn gar nicht? Diese Vorteilnahme riecht nach Korruption. Solches Kultgebäude, welches verfassungswidrig vom Staat (er muss religiös und weltanschaulich neutral sein) finanziert wird, wird gerade nicht den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, da die Berliner Steuerzahler in überwältigender Mehrheit nicht religiös sind und hier ihre Steuergelder missbraucht sehen. In Berlin fehlen 26.000 Kitaplätze. Für das Geld des kultischen Prestigebaus „House of One“ hätte man sechs neue Kitas bauen können. ABER ES KAM N O C H V I E L S C H L I MM E R : Gegen den ausdrücklichen Willen der überwältigenden Mehrheit der Muslime wählte man einen Mini-Verein der Gülen-Bewegung als Ver- treter der Muslime aus (nur 6.000 der ca. 300.000 Muslime in Berlin – so die eigenen Angaben der Gülen-Bewegung). [ Das wäre etwa so, als würde man in Peking staatlicherseits für die Christen beispielsweise die pflegeleichten „Christen für den Sozialis- mus“ auswählen. ] Hier betätigt sich der Staat wieder einmal wie in früheren Zeiten von „Thron und Altar“ ungeniert als Religions- ingenieur und privilegiert g r u n d g e s e t z w i d r i g (Staat muss religiös und weltanschaulich neutral sein) ausgewählte Minderheiten- gruppen. Ursprünglich war das Projekt als Graswurzelprojekt vorgestellt worden. Doch für ein Graswurzelprojekt interreligiösen Dialoges braucht man keinen teuren kultischen Prestigebau und dafür grenzt man auch nicht willkürlich diskriminierend viele Religionen aus. Sinnvoll ist es dagegen, wenn der Staat über schulische Lehrpläne und mit entsprechenden Angeboten bei Volkshochschulen, Akademien, politischen Landeszentralen, usw., usf. den interreligiösen Dialog fördert. Und die Religionsgemeinschaften können ihrerseits im Sinn eines Gras- wurzelprojekts interreligiösen Dialog und Trialog usw. institutionalisieren auch ohne teuren kultischen Vorzeigebau – reihum in bestehenden Gemeindezentren, mal in christlichen, mal jüdischen, mal muslimischen, usw. oder auch auf neutralem Boden in öffentlichen Räumen. Oder damit man nicht diskriminierend kleinere Religionsgemeinschaften ausgrenzt, könnte man ein gemeinsames, nichtkultisches Haus der Religionen für Gespräche und gemeinsame Aktionen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften bereitstellen. Schon jetzt gibt es auch ohne das teure „House of One „, das diskriminierend ausgrenzt, pro Woche in Berlin sehr viele Angebote. Das „House of One“ wird auch in Berlin ständig weitere Sicherheitskräfte binden, wie wir das von „Brennpunkten" aus dem Ausland kennen. Es wird eher Sprengsatz statt Kitt der Gesellshaft sein, da für ihre kultischen Gebäude Religionsgemeinschaften schon selber gezahlt haben sollten.
08.02.21
20:37