Der rassistische Anschlag in Hanau hatte Deutschland erschüttert. Am Jahrestag ruft der KRM für ein friedliches Miteinander auf.
Zum Jahrestag des Anschlags in Hanau startete der Koordinationsrat der Muslime (KRM) einen Aufruf zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags. „Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Überlebenden, die jäh aus ihren Lebenszusammenhängen gerissen wurden“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung.
Der Terroranschlag von Hanau sei nicht der erste Deutschland und reihe sich in eine lange Liste von gewalttätigen und mörderischen Angriffen gegen Migranten, die häufig Muslime seien. Übergriffe auf Muslime und islamische Einrichtungen in Deutschland hätten auch im vergangenen Jahr erneut zugenommen. Mindestens 901 islamfeindliche und antimuslimische Straftaten registrierten die Behörden bundesweit, mehr als 2019 mit 884 Übergriffen.
Der KRM betonte, Anschläge wie der von Hanau richteten sich nicht nur gegen Einwanderer und Minderheiten. Sie seien zugleich Anschläge auf die gesellschaftliche und politische Ordnung des Landes. Diese Angriffe geschähen „nicht im luftleeren Raum, sondern sind vielmehr Resultate unsäglicher Debatten und gezielter Spaltungen, durch die sich die Täter nicht nur in ihrem Hass und ihrer Affinität zu Gewalt gerechtfertigt fühlen, sondern ihrem Verständnis nach sogar aufgefordert werden zu handeln“.
„Es fällt mittlerweile sehr schwer an all die Taten zu erinnern, die traumatische Ereignisse für einen Teil der Bevölkerung sind, der sich mehr und mehr im Stich gelassen fühlt“, wird der KRM in der Mitteilung zitiert. Die Motivation der Täter sei rassistischer Fremdenhass, aber die Opfer dieser Angriffe seien keine Fremden. „Sie sind Menschen aus unserer Mitte.“
Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass die Aufklärung von Straftaten in einer demokratischen Gesellschaft und in einem Rechtstaat von großer Bedeutung für den gesellschaftlichen Frieden seien. Daher sollte der Staat „wirksam gegen Terroristen ermitteln, aufklären und nach vorliegenden Ergebnissen die Hintergründe öffentlich machen sowie wirkliche, strukturelle und personelle Konsequenzen ziehen.“ Ebenso die Täter sollten mit allen rechtsstaatlichen Mitteln für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Denn diese Haltung schulde wir den Opfern und ihren Hinterbliebenen.
In diesem Zusammenhang erinnert der KRM an diverse Anschläge und Attentate, die bis heute nicht aufgeklärt wurden, wie zum Beispiel im Fall der NSU Mordserie. Hoffnung aber mache eine „wachsende Sensibilität der politischen Entscheidungsträger für die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit in unserem Land“.
Zu den Unterstützer des Aufrufs gehören verschiedene Religionsgemeinschaften, Institutionen und Vereine. Auf Bundesebene unterstützen den Aufruf unteranderem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) mit ihrer Frauen-, Frauenjugend-, und Jugendorganisation, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD) und die Stiftung gegen Rassismus. Darüberhinaus unterstützen unterschiedliche regionale Vereine und Schuren den Aufruf des KRM.