Sayragul Sauytbay, Menschenrechtsaktivistin der muslimischen Minderheit in China, wird mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
Sayragul Sauytbay (44), Menschenrechtsaktivistin der muslimischen Minderheit in China, wird mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Das gab Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am Montag bekannt. Sie habe sich „mit bewundernswertem Mut für die muslimischen Minderheiten in China eingesetzt und die dortigen Verbrechen an Uiguren und Kasachen“ aufgedeckt, heißt es zur Begründung. Die Verleihung findet aufgrund der Corona-Pandemie erst im Mai 2022 statt. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.
Sauytbay ist Kasachin aus der Nordprovinz in China. Als Lehrerin kam sie zwangsweise in die Umerziehungslager für die muslimische Minderheit. Sie erlebte Folter und bekam während ihrer Inhaftierung Einblick in das Lagersystem. Später sollte sie dort eingesperrt werden. Sie konnte fliehen und lebt mit ihrer Familie seit 2019 in Schweden. Dort ist mit der Autorin Alexandra Cavelius auf Basis mehrerer Interviews das Buch „Die Kronzeugin“ entstanden.
Sauytbay gebe einen Einblick in die Situation der Menschen in den Lagern, sagte der Oberbürgermeister. Dort gebe es Gehirnwäsche, Folter und Vergewaltigung, außerdem die erzwungene Einnahme von Medikamenten. Zugleich berichte die Preisträgerin über die langfristigen Pläne der chinesischen Regierung zur Unterwanderung und Unterwerfung der westlichen Demokratie, so König weiter. Dies geschehe durch großzügige Kredite und billige Produkte, um später die Regeln zu bestimmen, zitierte die Jury die Preisträgerin.
Sauytbay lege trotz permanenter Bedrohung und Einschüchterungsversuche durch Peking Zeugnis ab, erklärte der Oberbürgermeister. Er hoffe, dass die Öffentlichkeit, die mit dem Menschenrechtspreis verbunden sei, der Preisträgerin den nötigen Schutz biete. König verwies auf die freundschaftlichen Beziehungen der Stadt Nürnberg zur Region Shenzhen. „Gerade unter Freunden muss man sich auch die Wahrheit sagen dürfen.“
Schauspielerin Iris Berben sagte als Jury-Mitglied, dass Regierungen weltweit bisher sehr zurückhaltend mit Kritik an den Zuständen seien. „Umso bewundernswerter ist es, dass eine Frau wagt, in der chinesischen, von Männern dominierten Welt ihre Stimme zu erheben.“ Mit der Auszeichnung von Sauytbay wolle man auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die Anerkennung der Rechte ethnischer Minderheiten sich bisher in dem Preis nicht ausreichend widergespiegelt habe, sagte Hilal Elver von der Jury. Zudem wolle man die Arbeit von Frauen in der Menschenrechtsarbeit würdigen.
Den Menschenrechtspreis vergibt die Stadt Nürnberg seit 1995 alle zwei Jahre an Personen, die sich für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Die Auszeichnung ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg – der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der NS-Rassegesetze – „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“. (KNA/iQ)