Die Neuen deutschen Medienmacher haben ein Handbuch für „Diversity“ erarbeitet. Er soll für mehr Vielfalt im Medienpersonal und in der Berichterstattung sorgen.
Ein neues Handbuch soll deutschen Medien zu mehr Vielfalt in ihren Redaktionen und bei der Themenauswahl verhelfen. Das Klima für mehr Vielfalt sei in den Chefredaktionen so gut wie nie, sagte die Autorin und Geschäftsführerin des Vereins Neue deutsche Medienmacher (NdM), Konstantina Vassiliou-Enz, am Mittwoch bei der Vorstellung des Handbuchs. Zugleich sei das Wissen um die Umsetzung aber noch sehr gering. Daher solle der „Diversity-Guide“ gute Beispiele und nützliche Methoden liefern.
Medien trügen eine besondere Verantwortung, da sie den öffentlichen Diskurs prägten, erklärte Vassiliou-Enz. „Je homogener die Redaktionen aber sind, desto schwerer ist es, wirklich vielfältige Perspektiven einzubringen und vorurteilsfrei zu berichten.“ Redaktionen, die nur aus weißen Männern bestünden, bekämen viele Themen und Entwicklungen nicht mit. Umgekehrt bringe Vielfalt viele Vorteile wie neue Kompetenzen und Geschichten, mehr Glaubwürdigkeit, ein besseres Image sowie neue Zielgruppen.
Auch die Zukunft als Medium hänge davon ab, fügte die Autorin hinzu. Im Bundesschnitt hätten 40 Prozent der Jugendlichen einen sogenannten Migrationshintergrund, also mindestens ein Elternteil ohne deutsche Staatsbürgerschaft. In Großstädten seien es teils noch deutlich mehr. In allen Altersgruppen habe ein Viertel der Bevölkerung einen solchen Hintergrund. Sie nicht anzusprechen, sei „Kamikaze“.
Viele Menschen aus dieser wachsenden Gruppe wünschten sich mehr Repräsentation, sagte Vassiliou-Enz. Man solle sich zum Vergleich einmal vorstellen, dass etwa nur Muslime über die aktuellen Vorgänge im Erzbistum Köln sprechen würden. Nötig sei eine Diversitätsquote von 30 Prozent bis 2030 für Medien als freiwillige Selbstverpflichtung. Dies sei die kritische Masse für Veränderung und echten Wandel.
Es handele sich um eine zentrale Personalentwicklungsfrage und eine zentrale publizistische Frage, sagte die Integrationsbeauftragte des WDR, Iva Krtalic. „Wir müssen uns mit diesem Publikumswandel, mit der Gesellschaft, mit dem Bild der Gesellschaft befassen, in den Programmen und den Strukturen.“ Eine Studie des Senders habe ergeben, dass 20- bis 40-Jährige mit Migrationshintergrund sich bei ihren thematischen Interessen und ihrer Mediennutzung kaum von ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund unterschieden. Sie wollten sich aber in den Medien als Teil der gesellschaftlichen Normalität sehen. (KNA, iQ)