Muslimisches Leben

Islamische Religionsgemeinschaften: Jeder Dritte fühlt sich vertreten

Einer aktuellen Studie zufolge fühlt sich jeder dritte Muslim von einer islamischen Religionsgemeinschaft vertreten.

30
04
2021
Moschee, Moscheebesuch
Symbolbild: Moschee - Die Zentrum-Moschee in Hamburg/Rendsburg © IGMG

Die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) organisierten islamischen Religionsgemeinschaften vertreten die Interessen und Belange der muslimischen Bevölkerung in Deutschland. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“.

Mehr als ein Drittel der Muslime (38 Prozent) fühlen sich der Studie zufolge durch mindestens einer islamischen Religionsgemeinschaft in Deutschland ganz oder teilweise vertreten. Vor allem unter „Muslimen, die aus der Türkei stammen, ist der Vertretungsgrad hoch: 38 Prozent sehen ihre Interessen durch mindestens einen der berücksichtigten islamischen Religionsgemeinschaften ganz oder teilweise gewahrt.

Politik sollte Verhältnis zu Muslimen überprüfen

Laut Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), ist „die Bundes- und Landesregierungen gut beraten, ihre Politik vorbei an den Musliminnen und Muslimen in Deutschland auf den Prüfstand zu stellen. Denn eine Politik an der muslimischen Bevölkerung vorbei, führe zum Vertrauensverlust“, erklärt er in einer Pressemitteilung.

In der Vergangenheit sei der KRM immer wieder mit Verweis auf ihre vermeintliche Nicht-Repräsentanz bei Gesprächen und Prozessen, in denen es um die Interessen und Belange der muslimischen Bevölkerung in Deutschland gegangen sei, außen vorgelassen worden.

Jede dritte Muslimin befürchtet Nachteile durch Kopftuch

Altaş bedaurt außerdem, dass in der Studie nicht erhoben wurde, in welchem Umfang Muslime Angebote der Moscheegemeinden nutzen, die nicht unmittelbar zur Religionsausübung gezählt werden. Denn den Autoren zufolge sei es den islamischen Religionsgemeinschaften „gelungen, die jüngere Generation an sich zu binden“. Dazu gehörten Angebote in den Bereichen offenen Freizeitgestaltung, Bildung, Beratung und Sport.

Die Studie bringt laut Altaş  auch Besorgniserregendes zutage: Mehr als ein Drittel aller muslimischen Frauen, die kein Kopftuch tragen, geben an, dies unter anderem aufgrund der Befürchtung von Nachteilen oder gar Belästigungen nicht zu tun.

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Die meisten Moscheebesucher sind ohnehin Nichtmitglieder oder gehen zur Moschee nur zum beten hin oder zu einer Veranstaltung, ohne sich von der Moschee vertreten oder sich mit ihr verbunden zu fühlen. Nur eine Minderheit der Moscheebesucher ist Mitglied in der Moscheegemeinde oder fühlt sich von ihr vertreten oder mit ihr verbunden. "Mehr als ein Drittel aller muslimischen Frauen, die kein Kopftuch tragen, geben an, dies unter anderem aufgrund der Befürchtung von Nachteilen oder gar Belästigungen nicht zu tun." Das ist auch nicht verwunderlich bei der massiven Propaganda durch Medien und Politik gegen das Kopftuch, wodurch Vorurteile gegen das Kopftuch geschürt und öffentlicher Druck aufgebaut werden. In Wirklichkeit ist das Kopftuch etwas positives, was jedoch durch die permanente negative Propaganda verschleiert wird. Die Muslime müssen mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese Propaganda entschieden vorgehen und dafür sorgen, dass all diejenigen welche diese negative Propaganda machen und mittragen, vor dem Rechtsstaat zur Rechenschaft gezogen werden. Andernfalls dürfen sie sich nicht beschweren, indem sie in einer Opferrolle verbleiben. Muslime müssen um ihre Rechte kämpfen. Und dafür brauchen sie Selbstbewusstsein.
30.04.21
17:12
grege sagt:
Nur ein Viertel der befragten Muslime fühlt sich duch die Verbände vertreten, die auch der Islamkonferenz teilnehmen. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die Schwachbrüstigkeit des Vertretungsmandats, das die Islamverbände fälschlicherweise für sich reklamieren. Insbesondere Muslime nichtarabischer und nichttürkischer Herkunft fühlen sich druch die Verbände kaum vertreten. Islamverbände müssen sich eben auch Bemühen auch Muslime mit abweichendem, insbesondere auch säkularem Religionsverständnis "einzufangen". Anstatt die Belange und Wünsche dieser Gruppen zu respektieren, werde diese stetig vor dem Kopf gestoßen.
01.05.21
21:06