Österreich

Muslime und Bischöfe kritisieren Entwurf zum Staatsschutzgesetz

Die IGGÖ und österreichische Bischofskonferenz kritisieren den Gesetzesentwurf zum neuen Staatsschutzgesetz. Ein solches Gesetz würde nur stigmatisieren.

08
05
2021
Rassismus gegen Muslime in Österreich während Corona gestiegen © by James Cridland auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) bedauert das präsentierte Ergebnis der Regierungsverhandlungen bezüglich des Anti-Terror-Pakets. Dieses definiere einen neuen Straftatbestand für „religiös motivierten Extremismus“, der aber explizit auf den sogenannten „Politischen Islam“ abzielt. Es sei aber insgesamt die gegenständliche Novellierung des Islamgesetzes im Kontext eines Terroranschlags, die die ablehnende Haltung der politischen Verantwortungsträger gegenüber der muslimischen Bevölkerung in Österreich unübersehbar zu Tage legt.Schon während der parlamentarischen Begutachtungsphase haben bereits anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften, internationale Organisationen sowie eine Vielzahl namhafter Juristen konstatiert, dass im vorgelegten Gesetzestextentwurf zum Islamgesetz eindeutig eine Schlechterstellung im Vergleich zu anderen religionsrechtlichen Spezialgesetzen vorliegt.

Zudem gebe es gravierende Eingriffe in das Grundrecht auf Religionsfreiheit und in die inneren Angelegenheiten der IGGÖ. „Die Bundesregierung jedoch scheint diesen kritischen Stellungnahmen trotz der ausgewiesenen Expertise ihrer Verfasser keine Beachtung schenken zu wollen.“, heißt es in der Pressemitteilung der IGGÖ

„Verschärfungen stigmatisieren Muslime“

„Die angedachten Verschärfungen im Islamgesetz stigmatisieren und kriminalisieren pauschal alle in Österreich lebenden Musliminnen und Muslime. Sie zielen aus Sicht der IGGÖ zweifelsfrei auf eine Kontrolle der gesamten muslimischen Community in Österreich ab. Der Gesetzesentwurf wird von uns daher auch weiterhin explizit als diskriminierend abgelehnt“, so IGGÖ-Präsident Ümit Vural fest.

Sollte das Islamgesetz nun tatsächlich in der vorliegenden Form verabschiedet werden, halte Vural rechtliche Schritte für nicht ausgeschlossen. „Mir wäre es wirklich lieber, wenn nicht jede, unsere Glaubensgemeinschaft betreffende Regierungsentscheidung zuletzt vor Gericht geklärt werden müsste. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die politischen Verantwortungsträger doch einsehen, dass eine konstruktive Zusammenarbeit mit der IGGÖ für alle Beteiligten zielführender wäre und auf lange Frist – gerade was den Kampf gegen den Extremismus betrifft – unerlässlich ist.“

Bischöfe kritisieren Gesetzesentwurf

Auch die Österreichischen Bischöfe kritisieren das neue Gesetzesentwurf. Zu den Aufgaben des Verfassungsschutzes gehört laut der vorliegenden Novelle der Schutz verfassungsmäßiger Einrichtungen auch vor „terroristisch, ideologisch oder religiös motivierter Kriminalität“. Täter, die sich missbräuchlich auf eine Religion beriefen, seien ohnehin „stets ideologisch motiviert“, hält die Bischofskonferenz laut der Presseagentur Kathpress in ihrer Stellungnahme zum laufenden Begutachtungsverfahren fest. 

Der betonte Verweis auf religiöse Gesinnung in einem Atemzug mit einer terroristischen Motivation „stigmatisiert religiöse Menschen und rückt die Religion als Ganzes in die Nähe des Terrorismus“, warnen die Bischöfe. So werde der Eindruck erweckt, „von religiösen Menschen gehe eine ähnlich große Gefahr für die Gesellschaft aus, wie von Terroristen“, heißt es in der von Generalsekretär Peter Schipka gezeichneten Stellungnahme. Werde an der Formulierung dennoch festgehalten, sollte in den erläuternden Bemerkungen zur Novelle zumindest klargestellt werden, „dass eine ‚religiöse Motivation‘ eines Täters immer auch dann vorliegt, wenn Straftaten aus antireligiösen Beweggründen begangen werden bzw. sich eine vom Täter geplante oder ausgeführte Straftat gegen eine Kirche oder Religionsgesellschaft richtet“. 

Die geplante Gesetzesänderung steht in Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien am 2. November, bei dem vier Personen von einem Terroristen getötet und 23 weitere teils schwer verletzt wurden. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. Der Gesetzestext solle der Plenarsitzung des Nationalrates schon demnächst zur Abstimmung vorgelegt werden.

Leserkommentare

Vera Praunheim sagt:
Leider liegen religiöser Wahn, Grausamkeit & Folter und Terrorismus sehr nahe beieinander. Die Religionsgeschichte belegen klar die Blutspuren des Christentums, des Islam und anderer Religionen & religiöser Sekten. Zwar geben sich die Kirchen mittlerweile geläutert, was man aber vom Islam insgesamt weniger feststellen kann. Naive Geschichtsvergessenheit oder jugendlicher Missionierungseifer helfen ebenfalls nicht weiter. Staat und Gemeinwesen müssen immer auf der Hut sein vor gefährlichen Entwicklungen und Erscheinungsformen im religiösen Spektrum von Glaubensfanatikern oder selbsternannten Gotteskriegern. Der Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität und kann nicht tolerant gegenüber intoleranten Religionsanhängern bewerkstelligt werden. Dafür müssen auch frömmste und friedvollste Gottesgläubige Verständnis haben. Der Staat kann nicht naiv agieren und nur darauf vertrauen, daß "mit Gottes Hilfe" nichts passieren wird. Gerade in hierarchisch angelegten Religionsgruppierungen verbergen sich mitunter auch Wölfe im Schafsplelz, die lediglich ihre Terrorbereitschaft raffiniert und frömmlerisch wie in vorgeführten trojanischen Pferden verstecken um irgendwann ihren Wahn Wirklichkeit werden zu lassen. Höchste Wachsamkeit und Vorsorge sind angesagt. Und nicht, was religiöse Autoritäten & Gruppenredner dem Staat verordnen bzw. interpretatorisch vorgeben wollen.
08.05.21
20:42
AntiFa09 sagt:
Der Kanzler Kurz oder kurz auch Klein-Hitler, Mini-Erdogan oder der verlängerte Arm von Vlademir Putin (Penatenkanzler) genannt hat es Faust dick hinter den Ohren. Er macht es wie seine Vorgängeridole, also Diktatoren und andere Aristokraten: Wenn du diktatorische Strukturen manifestieren und alles über die Köpfe der Bevölkerung durchziehen möchtest, solltest du folgende Dinge erfüllen: Verändere Deine Partei, die Medien, das Parlament und die Justiz so, dass dir niemand mehr ans Bein pinkeln kann, dann kannst du tun und lassen, wie es dir gefällt. Kurz hat der eigenen Partei aufgeräumt mit Gegenstimmen… Kurz hat sehr wohlhabende Freunde, welche große Anteile der Medienlandschaft in Österreich in ihren Besitz gebracht haben und die öffentliche Meinung stark beeinflussen… Kurz ist dabei die österreichische Justizlandschaft, welche wegen unterschiedlichster Debakel von Kurz sogar seinen Rechner und Datenträger konfiszieren und ihn zum Gespräch einladen wollten, wenn doch der Rechner nicht plötzlich verschwunden wäre…..umzustrukturieren. O Ooooooo armes Österreich, Du bist an deinem eigenen Darmausgang angekommen.
18.05.21
19:37