Wenig Frauen, wenig Menschen mit Migrationsgeschichte, wenig Muslime, wenig Menschen mit Behinderung – wie sieht es aus mit der Vielfalt im Bundestag?
Gestern war Tag der Diversität. Es geht darum, wie vielfältig Deutschland ist. Und darum, dass bei dieser Frage manche allzu leicht vergessen werden: Ist beispielsweise der Deutsche Bundestag so divers wie die Menschen im Land?
Nein, sagen mehrere Abgeordnete auf Nachfrage. Zum Beispiel Cansel Kızıltepe (SPD-Abgeordnete mit Migrationsgeschichte) und Amira Mohamed Ali (Muslima von der Linkspartei). Der Bundestag sei wenig divers – zu wenig, finden sie übereinstimmend.
Verglichen mit den Anteilen in der Bevölkerung gebe es im Bundestag demnach zu wenig Frauen, zu wenig Menschen mit Migrationsgeschichte, zu wenig Muslime, zu wenig Menschen mit Behinderung, zu wenig Junge, zu wenig ganz Alte.
Allerdings sei das nicht bei allen Fraktionen gleich. Links im Plenum sei es eher bunter. Aber auch weiter rechts gibt es Ausnahmen.
Vielfalt als Normalität. Das will auch die Abgeordnete Kızıltepe von der SPD. Sie ist geborene Berlinerin und ganz bewusst Finanzpolitikerin geworden. „Ich glaube, dass wir auch in Deutschland Normalität erreichen, wenn wir als diverse Menschen eben in verschiedenen Bereichen auch aktiv sind und nicht immer in die Schublade gesteckt werden und Zuständigkeiten zugewiesen bekommen wie zum Beispiel die Migrationspolitik.“
Der Frauenanteil im deutschen Bundestag liegt gegenwärtig bei 31 Prozent. Kiziltepe fordert Parität, also Halbe-Halbe. Ungefähr so wie im richtigen Leben.
Das gelte auch für Menschen muslimischen Glaubens wie Amira Mohamed Ali. Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei hat Jura studiert. Der Akademikeranteil im Bundestag sei insgesamt „sehr sehr hoch“, sagt sie. „Aber wir haben relativ wenig Menschen aus nicht akademischen Berufen. Sie halte es für wichtig, „dass da eine größere Repräsentanz da wäre“.
Dass Mohamed Ali nun mal anders heißt als Meier, Müller oder Schulze und dass sie Muslima ist – das spiele in ihrer Partei keine Rolle: Es müsse dort „auch gar nicht großartig thematisiert werden“, sondern sei eine Selbstverständlichkeit. „Was ich mir wünsche und ich glaube, das wünschen sich auch viele, dass es überhaupt nicht auffällt. Dass es etwas Normales ist.“ (dpa/iQ)