Nach einer Studie hat der Glaube bei jungen Migranten eine positive Wirkung auf die Lebensbewältigung und Integration – im Gegensatz zur öffentlichen Diskussion, in der die Religion von Geflüchteten meist nur als Problem gesehen werde.
Nach Deutschland geflüchtete Jugendliche sind einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge sehr religiös. Das ergab eine Pilotstudie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die dafür mit dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg zusammengearbeitet hat. Religionspädagoge Manfred Pirner befragte 45 junge Muslime, orthodoxe Christen und Jesiden aus Nürnberg, Leipzig und Berlin.
Alle Befragten gaben der Mitteilung zufolge an, dass sich ihr Glaube während ihrer Zeit in Deutschland verändert habe. 19 hätten angegeben, er sei stärker geworden, 7 empfänden ihren Glauben jetzt als schwächer. Die restlichen Jugendlichen erklärten, ihr Glaube sei anders geworden.
Allerdings könne sich ein guter Teil der jungen Migrantinnen und Migranten nur schwer vorstellen, dass Menschen überhaupt keinen religiösen Glauben haben, heißt es weiter. Nach längerer Zeit in Deutschland hätten 25 von ihnen nicht-religiöse Freunde gefunden, was für einen Lernprozess spreche. Das gelte auch für die Tatsache, dass 20 der Befragten vor ihrer Ankunft in Deutschland kaum etwas über andere Religionen gewusst hätten.
Die jungen Geflüchteten waren den Angaben zufolge zwischen 13 und 24 Jahren alt und hielten sich zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 11 und 45 Monaten in Deutschland auf; sie seien überwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan gekommen. „Unsere Pilotstudie hat nur erste Einblicke in die Bedeutung der Religiosität für geflüchtete Jugendliche gebracht“, sagt Pirner. Allerdings zeige sich, welch hohes positives Potenzial Religion für die Lebensbewältigung und Integration habe – im Gegensatz zur öffentlichen Diskussion, in der die Religion von Geflüchteten meist nur als Problem gesehen werde.
Die FAU-Forscher wollen ab Herbst 2021 mit einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Längsschnitterhebung an diese ersten Ergebnisse anknüpfen, wie es heißt. Das Projekt „Religion als Ressource und Risiko. Eine empirisch-longitudinale Erhebung der Bedeutsamkeit von Religiosität für die Lebensbewältigung und Integration geflüchteter Jugendlicher (ReReRi-L)“ in Kooperation mit der Universität Siegen solle auch dazu beitragen, dass Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund durch gezielte Bildungsangebote besser in ihrer Entwicklung gefördert werden könnten. (KNA, iQ)