#islamiQdiskutiert

Frauen in der Moschee – Außenseiter oder Autoritäten?

Das Engagement von Frauen in Moscheen. Ein Thema, das in Debatten oft zu kurz kommt. Eine #IslamiQdiskutiert-Veranstaltung widmet sich der Frage, wo sich Frauen in der Moschee sehen und mit welchen Problemen sie tatsächlich konfrontiert sind.

14
06
2021
Frauen in der Moschee - Außenseiter oder Autoritäten?
Frauen in der Moschee - Außenseiter oder Autoritäten?

Am vergangenen Donnerstag fand eine weitere #IslamiQdiskutiert-Veranstaltung statt, diesmal unter dem Titel „Außenseiter oder Autoritäten? – Frauen in der Moschee“. Referentinnen waren Dr. Ayşe Almıla Akca (Islamwissenschaftlerin, Berliner Institut für Islamische Theologie) und Aynur Handan Yazıcı (Vorsitzende der IGMG-Frauenorganisation).

„Mir war aufgefallen, dass Frauen eine wichtige Rolle spielen“

Dr. Ayşe Almıla Akca befasst sich in ihrer Promotion mit der Frage, wie in Gemeinschaften darüber verhandelt wird, was als islamisch gültig oder ungültig angesehen wird. „In früheren Forschungen hat man eine Außensicht, in der man den Imam sieht und eine blinde Masse von Muslimen, die alles, was der Imam sagt, für richtig hält. Meine Forschung hat gezeigt, dass das nicht stimmt. Ich habe mich damit beschäftigt, wie das Ganze funktioniert, welche Deutungen vorgenommen werden. Mein Fokus lag darauf, welche Rolle die Menschen in den Moscheen spielen, jenseits der Personen, die wir als religiöses Personal oder Imame wahrnehmen. Mir war zuvor aufgefallen, dass Frauen eine wichtige Rolle spielen“ so Akca zu Beginn der Diskussion.

Aynur Handan Yazıcı ging anschließend darauf ein, was der Ausgangspunkt des Engagements muslimischer Frauen in der Moschee ist. Dieses basiere auf dem Koranvers: „Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind befreundet, sie befehlen mit dem Guten und halten vom Schlechten ab.“ (Sure Tawba, 9:71). „Mitte der 80er-Jahre begannen die Frauenaktivitäten mit einfachen Treffen in der Moschee. Eine Motivation hinter der Gründung von Moscheen war die Angst, damals in einer damals noch fremden Welt die eigene Identität nicht bewahren zu können. Zudem wollte man auch islamisches Wissen erwerben. Man kam mit Menschen zusammen, die die gleiche Sprache sprechen, ähnliche Ziele, Hoffnungen und Ängste hatten“, so Yazıcı.

Engagement der Frauen in den Moscheen

Das aktuelle Engagement von Frauen in den Moscheen habe einen Wandel erfahren, meint Dr. Ayşe Almıla Akca. „Wir haben heute viel stärkere Familienmoscheen und große Zentren, in denen Frauen ein integraler Bestandteil der Gemeinschaft sind. Dieser Umstand ist abhängig davon, wie sie sich zusammen tun, ehrenamtlich etwas aufstellen und aktiv Forderungen stellen. Dazu gehört beispielsweise, den Gebetssaal nur für sich nutzen zu können. Junge Frauen können sich heute vielleicht nicht vorstellen, dass Frauen in einigen Moscheen früher auch mal keinen Zugang hatten oder die Zeiten geregelt wurden, weil Männer noch den Koran rezitieren“.

Für Aynur Handan Yazıcı ist eine Moschee ohne Frauen undenkbar. „Das war anfänglich nicht so. Früher hatte man einen kleinen Raum, wenn überhaupt. Heute haben Frauen eigene Räumlichkeiten. Ohne das Mitwirken von Frau wäre die Gemeinschaft sehr einseitig. Frauenorganisationen sind zu einem wichtigen und festen Bestandteil der Moscheen geworden.“ Das Engagement der Frauen habe sich auch trotz des zunehmenden Berufslebens muslimischer Frauen kaum verändert. „Unter den Aktiven gibt es Hausfrauen, Beamtinnen, Lehrerinnen und viele mehr. Was mich sehr hierbei besonders freut, ist, dass das Ehrenamt hochgehalten wird. Das stärkt uns als Frauenorganisation, die mittlerweile einen großen Teil an sozialer und religiöser Arbeit abdeckt“, berichtet Yazıcı.

Welche Probleme existieren heute noch?

Für Dr. Ayşe Almıla Akca seien bis heute vor allem die fehlenden Räumlichkeiten ein Problem. „Wenn ein Raum für Frauen existiert, ist es meistens so, dass es keiner ist, unter dem man einen ‚würdigen‘ Raum versteht. Das sagen viele Frauen, vor allem bezüglich älteren Moscheebauten aus den 70er und 80ern. Die Räume können nicht geheizt werden, Teppiche sind verschliffen und es gibt keine Schönheit in den Räumen“, so Akca.

Auch Aynur Handan Yazıcı sieht hier noch Verbesserungsbedarf. „Natürlich gibt es Moscheen, in denen diese Probleme bestehen. Wichtiger als eigene Räumlichkeiten seien laut Yazıcı die finanziellen Mittel, die jedoch vonseiten der Frauen aktiv angegangen werden: „Wenn die Frauen Aktivitäten durchführen möchten, wofür es einer Finanzierung bedarf, suchen sie selbst nach Lösungen.“ Ein Problem sei zudem der manchenorts noch schwache Informationsaustausch zwischen Männern und Frauen.

Leserkommentare

ABM sagt:
Ganz spannender Artikel!
15.06.21
11:52