Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier ehrt eines der Anschlagsopfer von Hanau posthum mit der hessischen Medaille für Zivilcourage.
Knapp eineinhalb Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau mit neun Toten hat Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) eines der Opfer posthum mit der hessischen Medaille für Zivilcourage geehrt. Der damals 22-jährige Vili Viorel Păun hatte den Täter verfolgt, um ihn zu stoppen – und war von dem Attentäter in seinem Auto erschossen worden.
Am Freitag überreichte Bouffier die Medaille für den Getöteten stellvertretend an dessen Vater. Dabei betonte er den heldenhaften Einsatz des jungen Mannes. „Vili Viorel Păun hat sich vollkommen selbstlos dafür eingesetzt, den Attentäter von Hanau zu stoppen, um seine Mitmenschen zu schützen“, so der Ministerpräsident. „Sein Tod macht uns fassungslos und unendlich traurig.“ Die Verleihung der Medaille könne den Eltern ihren Sohn nicht zurückbringen, aber ihn für seinen Einsatz ehren. Die Medaille sei „ein Zeichen des Trostes und der Anerkennung seiner Courage“. An der Zeremonie in der Dienstvilla Bouffiers nahmen auch Angehörige weiterer Opfer des Anschlags teil.
Am Abend des 19. Februar 2020 hatte ein 43-Jähriger neun Menschen an mehreren Orten in der hessischen Stadt Hanau erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter tötete und anschließend sich selbst. Die Tat hatte weltweit großes Entsetzen ausgelöst. Zuvor hatte der Täter Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht. Die „Initiative 19. Februar Hanau“, ein Zusammenschluss von Hanauer Angehörigen, spricht unter anderem von einem „Versagen der Behörden vor, während und nach der Tat“. Angehörige der Opfer hatten wiederholt Aufklärung gefordert, etwa zur Frage, warum der unter Wahnvorstellungen leidende Täter Waffen besitzen durfte.
Die Hessische Medaille für Zivilcourage wird seit Anfang 2009 verliehen. Damit ehrt das Land Menschen, die sich für die Werte der Hessischen Verfassung eingesetzt oder anderen Personen in Notsituationen Hilfe geleistet haben. Grundsätzlich kann jeder Bürger einen anderen vorschlagen. Bereits Mitte vergangenen Jahres hatte die Stadt Hanau die neun Anschlagsopfer posthum mit der Ehrenplakette in Gold als höchste Auszeichnung der Stadt gewürdigt. (dpa, iQ)