Nürnberg

Platz soll nach Enver Şimşek benannt werden

Vor 21 Jahren begann in Nürnberg die NSU-Mordserie. Das erste Opfer war der 38-jährige Enver Şimşek. Ein nach ihm benannter Platz soll künftig an ihn und die NSU-Verbrechen erinnern.

16
07
2021
NSU Enver Şimşek
Enver Şimşek @ AA, bearbeitet by iQ.

Am 9. September 2000 erschoss die rechtsextremistische Terrorgruppe NSU den Blumenhändler Enver Şimşek in Nürnberg. Er war das erste Opfer des Neonazi-Trios „Nationalsozialistischer Untergrund“. Zu seinem 21. Todestag will die Stadt Nürnberg einen Platz am Tatort in der Liegnitzer Straße nach Enver Şimşek benennen.

Am Mittwoch (21. Juli) wird der Stadtrat über die Pläne abstimmen. Eine Mehrheit dafür gilt als wahrscheinlich, da sich die Stadtratsfraktionen von CSU, SPD, Grünen und Die Linke bereits in Anträgen für eine Umbenennung des Platzes ausgesprochen haben – als Gedenken an das erste Opfer des NSU und als Mahnung, wie es im CSU-Antrag heißt. Die Einweihung ist nach Angaben des Menschenrechtsbüro der Stadt für den 13. September geplant.

Zwischen 2000 und 2007 brachte die Terrorzelle acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine Polizistin um. Drei der Verbrechen geschahen in Nürnberg: Nach Enver Şimşek wurden 2001 der 49-jährige Änderungsschneider Abdurrahim Özüdoğru und 2005 der 50-jährige Imbissbesitzer Ismail Yaşar getötet. Auch nach ihnen sollen an den Tatorten Straßen oder Plätze benannt werden, fordern SPD, Grüne und Die Linke in einem gemeinsamen Antrag.

Ein Bündnis von Vereinen und Parteien hatte bereits im vergangenen Jahr zum 20. Todestag von Enver Şimşek gefordert, das Gedenken an die Opfer der NSU-Mordserie in der Stadt sichtbarer zu machen – unter anderem mit Gedenktafeln oder Mahnmalen sowie der Umbenennung der Straßen oder Plätze an den Tatorten. Über ein Gesamtkonzept der Erinnerungskultur will der Stadtrat am Mittwoch ebenfalls abstimmen.

Leserkommentare

Vera sagt:
Hier wird an eine schlimme Mordserie erinnert, die vor 21 Jahren in Nürnberg begann und der über die Jahre insgesamt 10 Menschen zum Opfer gefallen sind. Gute Erinnerungskultur muß gepflegt werden. Das Gedenken an die Opfer soll sichtbarer gemacht werden. Und die Stadt Nürnberg arbeitet daran, dies entsprechend umzusetzen. Es gibt auch noch andere schlimme Taten, die erinnerungswürdig sind: Vor drei Tagen - am 14.07.2021 - jährte sich zum fünften Mal der Tag des islamistischen LKW-Massakers an der Promenade von Nizza, bei dem mindestens 86 Personen getötet und mehr als 400 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Die Stadt Nizza hat den vielen Opfern ein Denkmal ganz nahe bei dem Ort des entsetzlichen Massakers errichtet, an dem die Hinterbliebenen selbst den Opfern ein Gesicht geben können und trauern können. Am 18.07.2021 jährt sich ebenfalls zum fünften Mal die Axt-Attacke von Würzburg, ein islamistisch motivierter Anschlag in einem Zug, bei dem ein Afghane mit Axt und Messer eine Urlauberfamilie aus Hongkong attackierte und danach noch eine Fußgängerin. 5 Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Terror-Miliz IS reklamierte den Anschlag für sich. Nur sechs Tage später, am 24.07.2016, kam es keine 100 km entfernt in Ansbach zum ersten islamistischen Selbstmord-Attentat in Deutschland. Bei BR24 (Bayer. Rundfunk) kann man sich über die schlimmen Nachwirkungen und bleibenden Schädigungen bei der Familie aus Hongkong genauer informieren. Erinnerungskultur muß gepflegt werden, aber bitte nicht einseitig.
17.07.21
2:11