Die muslimische Gemeinschaft in Neuseeland hat mit Empörung auf ein Filmprojekt zu dem rechtsextremistischen Anschlag in Christchurch reagiert. Nun wurde das Projekt auf Eis gelegt.
Nach Protesten werden die Pläne für einen Film über die Terrorattacken im neuseeländischen Christchurch zunächst auf Eis gelegt. Drehbuchautor und Regisseur Andrew Niccol werde das Projekt nicht weiter verfolgen, „bis eine vollständige Konsultation mit der muslimischen Gemeinschaft Neuseelands stattgefunden hat“, zitierte die Zeitung „New Zealand Herald“ den Filmemacher am Freitag. Er sei „zutiefst betroffen“, dass die Filmidee zu „They Are Us“ (Sie sind wir) den Familien der Opfer solchen Schmerz bereitet habe.
Ein Rechtsextremist aus Australien hatte im März 2019 zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen getötet. 50 weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Das Verbrechen gilt als das verheerendste in der jüngeren Geschichte Neuseelands. Viele Überlebende leiden bis heute unter den Folgen. Der Australier wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
In dem Film wollte Niccol die Reaktion auf die Anschläge in den Mittelpunkt stellen. „Es geht nicht so sehr um das Attentat an sich, sondern darum, wie ein beispielloser Akt von Hass mit einer Welle von Liebe und Unterstützung überwunden wurde“, sagte er im Juni. Die australische Schauspielerin Rose Byrne („Brautalarm“) sollte die Hauptrolle spielen und Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern verkörpern. Diese hatte sich damals als Krisenmanagerin bewährt und international viel Lob für ihr mitfühlendes Verhalten bekommen.
Aber schon Stunden nachdem das Filmportal „Hollywood Reporter“ über die Pläne berichtet hatte, hagelte es in Neuseeland empörte Kommentare. Viele Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft kritisierten, dass nicht die Opfer und ihr Trauma im Mittelpunkt des Films stehen sollten. Ardern selbst ließ verlauten, sie sei nicht in das Projekt involviert und auch nicht darüber informiert worden. Viele monierten zudem, es sei zu früh für einen Blockbuster zu dem sensiblen Thema.
Niccol betonte nun, dass es sich bei dem im Juni öffentlich gemachten Drehbuch nicht um die endgültige Version gehandelt habe. „Das Drehbuch war noch lange nicht fertiggestellt, und es hätte zu so einem frühen Zeitpunkt nie geteilt werden sollen“, betonte er. Ziel sei es zunächst nur gewesen, Investoren für das Projekt zu finden. (dpa, iQ)