Die heutigen Freitagspredigten drehen sich um das Grubenunglück in der westtürkischen Stadt Soma. Dabei wird der Opfer und ihrem Schicksal gedacht. Dennoch setzen einige Religionsgemeinschaften eigene Akzente mit eigenen Schwerpunkten.
Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) hat zu Gebeten für die beim Bergwerksunglück in der Türkei getöteten Menschen aufgerufen. Bei den heutigen Freitagsgebeten solle der Bergarbeiter gedacht werden, hieß es in einer am Donnerstag (15.05.2014) verbreiteten Erklärung. „Möge solch eine Katastrophe sich nicht wiederholen“, erklärte KRM-Sprecher Ali Kızılkaya. Er sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus und wünschte den Verletzten baldige Genesung.
Bei dem schweren Unglück in einem Kohlebergwerk in der westtürkischen Stadt Soma sind offiziellen Angaben zufolge 284 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 100 Bergleute wurden zum Teil schwer verletzt geborgen. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) will heute im Anschluss an die Freitagsgebete Bittgebete und Koranlesungen für die Opfer abschließen. Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) hatte auch zuvor angekündigt, dass heute im Anschluss an die Freitagsgebete mit Bittgebeten und Totengebeten an die Opfer gedacht werden soll.
Die DITIB hat aufgrund des Bergwerksunglücks die Hutba der Türkischen Religionsbehörde Diyanet übernommen. Das Thema der heutigen Freitagspredigt lautet daher „Die Muslime sind ein Körper„.
„Wir alle sind von der herzzerreißenden Tragödie unserer Brüder, die im Grubenunglück in Soma gefallen sind, zutiefst betroffen“, heißt es in der Freitagspredigt. Hunderte Mitmenschen hätten ihr Leben gelassen, während sie versuchten „Brot für ihre Kinder“ zu verdienen. „Dieses Mal hat das Feuer nicht nur die Stelle verbrannt, in die sie gefallen ist, sondern auch alle Herzen im Lande und weltweit“, heißt es in der Freitagspredigt.
In der Predigt versucht die Diyanet Trost zu spenden. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass Muslime, wenn ihnen Unglück widerfährt, den Koranvers aufsagen: „Wir alle gehören (zu) Allah und zu ihm werden wir zurückkehren.“ Die ewige Heimat des Menschen sei schließlich im Himmel. Zugleich wird das Engagement der Bergleute hervorgehoben: „Diejenigen, die mit Staub und Erde auf ihren Gesichtern dort hingehen, werden mit unbefleckter Ehre und Gesicht dort und zu Allah hingehen. Wir haben unsere Bergarbeiter in Soma und Zonguldak oder woanders hunderte Meter tief unter der Erde hinunterfahren und ihren Lebensunterhalt verdienend vorgefunden, die ihr Fasten dort beginnen und mit dem Iftar beenden. Wie gesegnet sind diese unsere Brüder!“
Die Bergarbeiter lehrten uns, dass das „Streben nach Arbeit, nach Schweiß; und nach dem Verdienst im erlaubten Bereich etwas sehr gesegnetes“ seien. Die Verstorbenen seien nun Gäste Allahs. Und sie würden nun Nachbarn mit dem Propheten sein. Gleichzeitig macht die Diyanet darauf aufmerksam, dass jetzt auch Konsequenzen aus der Tragödie gezogen werden müssten, um zu verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wiederholt.
Um ein ganz anderes Thema geht es in der Freitagspredigt des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). In der heutigen Hutba geht es um die Vorzüglichkeit der Verrichtung von islamischen Pflichtgebeten in der Gemeinschaft. Der VIKZ klärt dafür über die verschiedenen Aspekte des Gebets und seine Stellung im Islam auf.
Der Prophet Muhammad (s) habe immerzu die Gemeinschaft und den Geist der Gemeinschaft für seine Ummah beschworen und das Gebet in der Gemeinschaft besonders hervorgehoben. „Denn wer den Namaz (Anm. d. Red.: Gebet auf türkisch) in Gemeinschaft verrichtet gewinnt auch das richtige Gefühl für die Gemeinschaft“, erklärt der VIKZ.
Zum Abschluss thematisiert auch der VIKZ das Grubenunglück in Soma. „Das Grubenunglück in der Kleinstadt Soma im Bezirk Manisa ist ein Unglück das uns alle betrifft. Wir verfolgen mit großer Trauer die von dort kommenden schlechten Nachrichten. Wir alle machen Duâ für all jene Arbeiter, die noch am Leben sind und auf Rettung hoffen. Den Verletzten wünschen wir schnelle Genesung. Auch bitten wir Allâh um Rahmet und Segen für die toten Brüder. Möge Allâhu Teâlâ ihren nächsten Verwandten Sabr und Standhaftigkeit geben und ihnen beistehen“, erklärt der VIKZ.
Das Thema der IGMG-Freitagspredigt bleibt hingegen Aufrichtigkeit, als eine wichtige Charaktereigenschaft eines Muslims. Der Islam beruhe auf einem reinen Glauben (Îmân), Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Ein Leben auf diesen Grundlagen gewährleiste Individuen, Familien und der gesamten Gesellschaft Schutz und Geborgenheit.
Aufrichtigkeit unter Menschen führe zu einem Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden. „Unser Schöpfer befiehlt, dass wir uns in Wort und Tat nie von dieser Tugend entfernen sollen“, erklärt die IGMG. Aufrichtigkeit sei zudem eine Eigenschaft der Propheten, die den Menschen zur ewigen Glückseligkeit führe. Alle Propheten führten ein höchst aufrichtiges Leben und luden alle Menschen ein, es ihnen gleich zu tun.
Die Aufgabe des Muslims sei getan, wenn er in Wort und Tat, seinen Mitmenschen und ebenso sich selbst gegenüber stets aufrichtig bleibe. „Diese Eigenschaft pflegt und festigt nämlich das Vertrauen zwischen den Menschen. Und wo Vertrauen ist, dort entsteht Freundschaft, Zuneigung und Respekt“, sagt die IGMG. Menschen, die als Teil einer solchen Gesellschaft lebten, fühlten sich wohl.
Jeden Freitag blickt IslamiQ auf die Freitagspredigten muslimischer Religionsgemeinschaften, gibt einen Überblick und notiert erwähnenswerte Berichte aus den Redaktionen der Medien zum Thema Freitag und Muslime.