In Deutschland leben mehr als fünf Millionen Muslime. Sie haben sich vor allem in Moscheen und Religionsgemeinschaften organisiert. IslamiQ stellt sie vor. Heute der Koordinationsrat der Muslime (KRM).
Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) wurde am 28. März 2007 in Köln von den vier großen islamischen Religionsgemeinschaften „Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion“ (DITIB), „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ (IRD), „Verband der Islamischen Kulturzentren“ (VIKZ) und dem „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ (ZMD) gegründet. Am 2. Juli 2019 wurde der KRM um zwei neue Mitglieder erweitert. Die „Union der Islamisch-Albanischer Zentren in Deutschland“ (UIAZD) und der „Zentralrat der Marokkaner in Deutschland“ (ZRMD) traten dem Koordinationsrat bei.
Vor der Gründung des KRM gab es bereits Anstrengungen, islamische Religionsgemeinschaften unter einem Dach zu sammeln und als Ansprechpartner gegenüber Politik und Gesellschaft zu organisieren. Als Beispiele können der Islamrat (1986) oder der Zentralrat der Muslime (1994) genannt werden. Die Seevetaler Tagung unter dem Motto „Einheit der Muslime“ im Jahre 2005 war ein weiterer wichtiger, wenn auch vorerst erfolgloser Anlauf, um die islamischen Gemeinschaften zusammenzubringen.
Nach diversen Versuchen, eine gemeinsame einheitliche Struktur innerhalb der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland zu schaffen, wurde im April 2017 die Gründung des KRM bekannt gegeben. Ziel des KRM sei es zum einen, die Muslime in Deutschland auf Bundesebene zu vertreten und zum anderen die „Schaffung einer einheitlichen Vertretungsstruktur auf Bundesebene […] und rechtlicher und organisatorischer Voraussetzungen für die Anerkennung des Islams in Deutschland im Rahmen von Staatsverträgen“, heißt es in der Geschäftsordnung. Außerdem sei unter den Gründungsmitgliedern eine kontinuierliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen, die die „gemeinsamen Interessen berühren und die bundeseinheitliche Interessenvertretung der Muslime bezwecken“ vereinbart.
Die Mitglieder des KRM repräsentierten knapp 2.000 der 2.400 Moscheen in Deutschland. Laut der Studie „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“ fühlen sich 38 Prozent der Muslime von mindestens einer islamischen Gemeinschaft vertreten. Bei türkeistämmigen Muslimen, die rund die Hälfte alle Muslime ausmachen, sind es sogar 57 Prozent.
Mit der Gründung des KRM kommen die Organisationen dem Wunsch der Muslime und der Gesellschaft nach einem gemeinsamen einheitlichen Ansprechpartner der Muslime nach. Damit wird trotz der Debatten über strukturelle und andere Probleme der Dialog zwischen Staat und muslimischen Vertretern, etwa im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DK), gewährleistet.
Der KRM positioniert sich durch Presseerklärungen, Stellungnahmen und Veranstaltungen zu gesellschaftspolitischen, religionsverfassungsrechtlichen, tagesaktuellen und anderen grundsätzlichen Fragen, die die Muslimen in Deutschland betreffen. Dazu gehören Themen wie das Kopftuch, Staatsverträge, Halal-Lebensmittel, gemeinsame Feiertage, islamischer Religionsunterricht (IRU) und islamische Theologie. Darüber hinaus wurden sowohl im Bereich des interreligiösen Dialogs als auch im innermuslimischen Dialog Entwicklungen angestoßen, wie etwa die Vereinheitlichung der islamischen Feiertage in Deutschland.
Interreligiöser Dialog: Zwei wesentliche Themenfelder des KRM sind der innerislamische Dialog und der Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften. Vor diesem Hintergrund nimmt der KRM an interreligiösen Begegnungen teil bzw. organisiert diese mit. Mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kommt der KRM jährlich zu einem Spitzentreffen zusammen. Gemeinsam wurde im Mai 2015 ein Dialogratgeber mit Ratschlägen für mehr interreligiöse Sensibilität in Altenpflegeheimen, Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern herausgegeben.
Islamische Theologie in Deutschland: Seit 2010 ist es an mehreren deutschen Universitäten möglich, islamische Theologie zu studieren. Auch wenn die Form der Einbindung islamischer Gemeinschaften in die universitäre islamische Theologie laut dem KRM noch nicht den verfassungsgemäßen Vorgaben entspreche, habe er „kritisch und konstruktiv“ an der Etablierung der Zentren für islamische Theologie mitgewirkt.
Islamischer Religionsunterricht (IRU): Die Bemühungen zur Einrichtung eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts (IRU) an öffentlichen Schulen reichen bis in die späten 1970er Jahre zurück. Der bekenntnisorientierte IRU soll laut dem KRM muslimischen Schülern einen positiven Bezug zu ihrem Glauben vermitteln und sei ein Zeichen für religiöse Vielfalt und Normalität an öffentlichen Schulen. In diesem Sinne unterstützt der KRM die Bestrebungen der Bundesländer, „sofern diese den verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen“. Momentan gibt es, je nach Bundesland, unterschiedliche Modelle des „islamischen Religionsunterrichts“. Je nach Situation bringe sich der KRM hierbei ein.
Tag der offenen Moschee (TOM): Seit 1997 organisieren islamische Religionsgemeinschaften jedes Jahr am 3. Oktober den Tag der offenen Moscheen. Er wurde gemeinsam mit dem damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog initiiert. 2007 hat der KRM die Leitung für diesen Tag des Miteinanders und Kennenlernens übernommen. Jährlich nehmen etwa 1000 Moscheen deutschlandweit am Tag der offenen Moschee teil und tragen damit zum Dialog zwischen allen Interessierten bei.
Ziel dieser Begegnungen sei es, durch Aufklärungsarbeit vor Ort Vorurteile abzubauen, Fehlinformationen Einhalt zu gebieten und Wissen über den Islam und das muslimische Gemeindeleben zu vermitteln. Der Tag der offenen Moschee baut Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen und schaffe Verständnis und Empathie. Der TOM (www.tagderoffenenmoschee.de) wird jedes Jahr unter einem anderen Motto durchgeführt.