Eine Untersuchung der Vereinten Nationen legt die steigende Gewalt in Myanmar offen. Ein UN-Ermittler wirft der Regierung Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind nach dem Militärputsch in Myanmar Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen die Zivilbevölkerung verübt worden. „Wir haben nun das Gefühl, nachdem wir die Ereignisse beobachtet und vorläufige Beweise gesammelt haben, dass die Fakten einen weit verbreiteten und systematischen Angriff auf die Zivilbevölkerung zeigen, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommt“, sagte UN-Ermittler Nicholas Koumjian am Freitag in New York. Koumjian sammelt für die UN Beweismittel für mögliche künftige Menschenrechtsprozesse in dem Land.
Koumjian zufolge hat sein Team seit dem Miltärputsch 200 000 Nachrichten erhalten und mehr als 1,5 Millionen Beweisstücke gesammelt, die weiter untersucht würden, „damit eines Tages die Hauptverantwortlichen für die schweren internationalen Verbrechen in Myanmar zur Rechenschaft gezogen werden.“
Zu den oft angegriffenen Gruppen gehörten neben Demonstranten und politischen Gegnern auch Journalisten und medizinisches Personal. Ein Anstieg der Gewalt Monate nach dem Putsch an mehreren Orten gleichzeitig lege zudem den Schluss nahe, dass es sich um eine zentrale politische Entscheidung gehandelt habe.
In Myanmar hatte das Militär am 1. Februar 2021 die Macht ergriffen und die Regierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Friedliche Massenproteste wurden niedergeschlagen. Am 1. August wurde eine „Übergangsregierung“ ernannt; Wahlen soll es erst im August 2023 geben. Mittlerweile gibt es bewaffneten Widerstand gegen die Militärherrschaft insbesondere in entlegeneren Gebieten mit ethnischen Minderheiten. (dpa, iQ)