Jena

„Kein Schlussstrich!“: Projekt zum NSU-Komplex findet Zuspruch

Unter dem Titel „Kein Schlussstrich!“ wurden bundesweit unterschiedliche Veranstaltungen zum NSU-Komplex organisiert. Mehrere Tausend Menschen haben die Möglichkeit wahrgenommen und sich mit dem Thema auseinandergesetzt.

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NSU-Untersuchungsausschuss
Symbolbild: NSU-Opfer © Facebook, bearbeitet by iQ.

In Jena soll die Auseinandersetzung mit dem Terror der rechtsextremen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) nach dem Abschluss der Theater-Veranstaltungsreihe „Kein Schlussstrich!“ andauern. „Die Resonanz gibt uns Recht, dass wir das Thema weiter begleiten und aufarbeiten“, sagte Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) am Mittwoch in Jena.

Rund 6000 Interessierten haben Inszenierungen, Konzerte, Lesungen, Gesprächsveranstaltungen und Workshops zu den Taten und Hintergründen des NSU-Komplexes vom 21. Oktober bis zum um 7. November genutzt und besucht. Die mehr als 70 Veranstaltungen in diesem Jahr seien „nur ein Einstieg“ gewesen, sagte Nitzsche. Auch in Zukunft solle in Jena als der Stadt, aus der das NSU-Terrortrio kam, eine digitale Führung mit einer Mischung aus Erzählungen und Interviews kostenfrei sein. Ebenso plane man, einen Runden Tisch für Demokratie wiederzubeleben.

„Thema bleibt aktuell“

Nitzsche wies noch einmal darauf hin, dass der nächste Botho-Graef-Kunstpreis 2022 sich inhaltlich mit dem Prozess der Aufarbeitung des NSU befasst. Mit einem Kunstwerk im öffentlichen Raum soll an die NSU-Opfer gedacht werden. Der Wettbewerb mit Ausstellung wird voraussichtlich im Herbst 2022 stattfinden. „Das Thema bleibt aktuell und soll es auch bleiben“, sagte Nitzsche.

Jonas Zipf von JenaKultur, Initiator der Reihe, sowie Projektleiter Gösta Gantner betonten, wie gewinnbringend und wichtig der Austausch mit den einzelnen Akteuren im Zuge der zweijährigen Vorbereitung und auch während der Realisierung zwischen Mai und November war. Das Projekt habe einen «Lernprozess» bewirkt, den man unbedingt fortsetzen wolle.

Besonders erfolgreich sei neben der 17-tägigen Serie „438 Tage NSU-Prozess – Eine theatrale Spurensuche“ auch die Ausstellung „Offener Prozess“ und das Oratorium Manifest(O) des Komponisten Marc Sinan gewesen. Es habe die Aufführungen an Schlüsselorten der NSU-Taten eindrücklich vereint.

Was geschah?

Zwischen 2000 und 2007 waren in Deutschland insgesamt zehn Menschen von der aus Thüringen stammenden rechtsextremen Terrorgruppe NSU ermordet worden. Weiter verübten sie 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Auch wenn im Juli 2018 ein Urteil im sogenannten NSU-Prozess gesprochen wurde, bleiben viele Fragen offen. Am 4. November jährte sich zum zehnten Mal der Tag, an dem die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt tot aufgefunden wurden und die Mordserie des NSU bekannt wurde. (dpa, iQ)