Bestattungen in Tüchern und die Asche der Haustiere als Grabbeilage. Das Bestattungsgesetz soll in Sachsen modifiziert werden. Der Sargzwang wird gelockert, aber eine komplett freie Wahl bei der letzten Ruhestätte soll es nicht geben.
Die sächsische Landesregierung will das Bestattungsgesetz modernisieren. Damit könnten auch Bestattungen in Tüchern möglich sein. Eine Regelung zum Verstreuen der Asche auf dem eigenen Grundstück ist nicht vorgesehen, dies soll jedoch auf Friedhöfen möglich sein, wie das sächsische Sozialministerium auf Anfrage mitteilte. Auch soll die Beigabe der Asche eines Haustiers als Grabbeilage bei der Bestattung eines Menschen geregelt werden.
Für die Öffnung der Bestattungsformen für alle Religionen und Weltanschauungen muss demnach auch der Sargzwang gelockert werden. Ein erster Gesetzentwurf soll im zweiten Quartal dem Kabinett vorgelegt werden, anschließend entscheidet der Landtag darüber.
In dem Entwurf geht es laut Ministerium um Regelungen zu alternativen Bestattungsmöglichkeiten, die Verbesserung der ärztlichen Leichenschau, die Digitalisierung der Kommunikation zwischen den Behörden, sowie Neuregelungen der Bestattungsfristen. Zudem sieht es Regeln zur Bestattung von „Sternenkindern“ vor. Das sind Kinder die vor, bei oder kurz nach der Geburt gestorben sind.
„Integration heißt für uns, Lebensbedingungen so zu gestalten, dass sich auch Menschen mit einer anderen Herkunft bei uns wohlfühlen. Das inkludiert, dass Menschen nach ihren religiösen Vorgaben bestattet werden können“, sagte Kathleen Kuhfuß, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag.
In einigen sächsischen Kommunen gibt es bereits die Möglichkeit für eine Bestattung in sogenannten Bestattungswäldern. „Durch eine Anpassung des Bestattungsgesetzes können wir Anreize für den Ausbau dieser Bestattungsform schaffen. Naturnahe Bestattungsformen sind aus unserer Sicht zukunftsweisend“, betonte Kuhfuß.
Seit Jahren wächst auch in Sachsen die Zahl der Bestattungswälder. Der erste Friedwald-Standort wurde im Juni 2015 in Bennewitz im Kreis Leipzig eröffnet. Knapp 2800 Verstorbene wurden bisher im Planitzwald beigesetzt. Seitdem kamen landesweit vier weitere Standorte hinzu, sagte eine Sprecherin der Friedwald GmbH, die bundesweit 76 Standorte betreibt. Die Nachfrage sei ungebrochen, betonte die Sprecherin. „Der Friedwald ist ein Ort des Gedenkens, wie ein Friedhof auch; viele Menschen empfinden den Wald sogar als besonders tröstenden Ort.“
Die evangelische Landeskirche ist dennoch skeptisch: Die 1200 Friedhöfe der Kirchgemeinden hätten eine wichtige soziale Funktion. „In den Zeiten des Lockdowns konnten wir eine verstärkte Nutzung der Friedhöfe als Ort der Ruhe, Erholung und Entspannung beobachten“, sagte eine Sprecherin. Zudem stünden die kirchlichen Friedhöfe allen Bürgern, unabhängig von ihrer religiösen oder weltanschaulichen Prägung, offen. (dpa/iQ)