Eine Uigurin darf das olympische Feuer in Peking entzünden. Diese Auswahl der Olympia-Organisatoren sorgt für Aufsehen und Wut. Menschenrechtler sprechen sogar von einer „schändlichen“ Propaganda-Aktion.
Die bisher kaum in Erscheinung getretene Ski-Langläuferin Dinigeer Yilamujiang hatte mit dem Nordischen Kombinierer Zhao Jiawen am Freitag das Feuer entzündet. Die Wahl der 20-jährigen als Fackelläuferin sorgte für Aufsehen, da Chinas Führung wegen des Umgangs mit der muslimischen Minderheit in der Region Xinjiang international in der Kritik steht. Die USA und andere Länder hatten ihren politischen Boykott der Feier mit der Verfolgung der Uiguren und Menschenrechtsverstößen begründet.
Es sei der „bislang politischste Schachzug“, wobei das IOC immer noch behaupte, die Spiele seien „unpolitisch“, kommentierte Zumretay Erkin vom Uigurischen Weltkongress auf Twitter. „China zeigt dem Rest der Welt den Mittelfinger“, meinte Yaqiu Wang von Human Rights Watch. „Ich hoffe, dass diese internationalen Würdenträger, die erschienen sind, darüber nachdenken werden, wie die Geschichte über ihre Anwesenheit urteilt“, meinte Wang und nannte als Beispiel UN-Generalsekretär António Guterres.
Nach scharfer Kritik am Einsatz der uigurischen Fackelträgerin bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Peking haben die Olympia-Macher die Auswahl verteidigt. „Sie ist eine olympische Athletin, die hier an den Wettbewerben teilnimmt. Sie ist absolut berechtigt, am Fackellauf teilzunehmen“, sagte Mark Adams, Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), am Samstag. Hingegen sprachen uigurische Gruppen und Menschenrechtler von einer gezielten und „schändlichen“ Propaganda-Aktion.
Das IOC wollte nicht genauer sagen, inwiefern es in die Entscheidung über die Fackelläuferin eingebunden war. Man habe bei der Auswahl der letzten Fackelläufer die Weitergabe des Erbes von einer Generation zur nächsten zeigen wollen, sagte der für die Eröffnung zuständige chinesische Starregisseur Zhang Yimou. Daher seien Athleten mit Geburtsjahren von den 1950ern bis in die 2000er Jahre ausgewählt worden. Dinigeer Yilamujiang ist 2001 in Xinjiang geboren. Diese Idee der Generationen sei „exzellent“, sagte IOC-Sprecher Adams.
Hunderttausende Uiguren sind nach Schätzungen von Menschenrechtlern in Xinjiang willkürlich in Umerziehungslager gesteckt worden, die chinesische Verantwortliche als „Fortbildungseinrichtungen“ beschrieben haben. Es gibt Berichte über Folter, Misshandlungen und ideologische Indoktrinierung in den Lagern.