Zwei Jahre ist es her, dass ein 43-Jähriger in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschoss. Bundesweit wollen in den kommenden Tagen Menschen an vielen Orten zusammenkommen, um der Toten zu gedenken und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
Der rassistische Anschlag von Hanau mit neun Toten jährt sich am Samstag (19. Februar) zum zweiten Mal. Aus diesem Anlass wollen in den kommenden Tagen in Hanau, Frankfurt und anderen Städten in Hessen und ganz Deutschland Menschen auf die Straße gehen, um an die Opfer zu erinnern und sich gegen Rassismus und für politische Konsequenzen aus der Tat stark zu machen. Aufgerufen dazu hat unter anderem die Initiative 19. Februar Hanau, in der sich Opfer-Angehörige sowie Überlebende des Anschlags zusammengeschlossen haben.
Zu einer zentralen Gedenkveranstaltung auf dem Hanauer Hauptfriedhof werden neben Hinterbliebenen auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sowie der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) und Vertreter von Religionsgemeinschaften erwartet.
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-Jähriger in der Stadt im Osten des Rhein-Main-Gebiets neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und nahm sich selbst das Leben. Zu den Opfern gehörten Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.
Derzeit befasst sich ein Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags mit der Aufarbeitung des Anschlags. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob es vor, während und nach der Tat ein Behördenversagen gab. Für die Initiative 19. Februar gibt es daran keinen Zweifel. Sie spricht unter anderem von einem „unverzeihlichen Fehlverhalten“ der Sicherheitskräfte in der Tatnacht und wirft den Ermittlern Schludrigkeit vor.
Zudem sei der rassistische Anschlag auch ein Ergebnis rechter Hetze von Politikern, Parteien und Medien. Behörden und Sicherheitsapparate hätten die Tat „weder verhindert noch aufgeklärt“, heißt es in dem auf der Homepage veröffentlichten Unterstützungsaufruf zum zweiten Jahrestag des Anschlags. „Rassismus, egal in welcher Form, darf nicht mehr geduldet, verharmlos und ignoriert werden.“
Bundesweit sind zu dem Jahrestag in den kommenden Tagen um die 70 Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen geplant, darunter in Hessen neben Hanau auch in Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Dietzenbach sowie in Gießen, Marburg, Wetzlar und Wächtersbach. In Frankfurt ist für Samstagabend auch eine Illumination der Paulskirche geplant, an deren Fassade die Namen der neun Opfer in weißem Licht zu lesen sein werden, dazu der Hashtag „#saytheirnames“, wie die Stadt mitgeteilt hatte.
Auf dem Hanauer Hauptfriedhof sind drei der neun Opfer des Anschlags beerdigt. Für die weiteren sechs Todesopfer sind Gedenksteine und eine große gemeinsame Gedenktafel platziert. Faeser, Bouffier und Kaminsky wollen bei der zentralen Gedenkstunde im Namen der Bundesrepublik Deutschland, des Landes Hessen und der Stadt Hanau Kränze niederlegen. Im Anschluss soll das Andenken an die Opfer mit kurzen Reden geehrt werden. Als Vertreter der muslimischen Gemeinde will auch Mustafa Macit Bozkurt, Imam des Islamischen Vereins e. V. in Hanau, zu den Gästen sprechen. Auch Angehörige der Opfer des rassistischen Anschlags sollen zu Wort kommen. (dpa, iQ)