Satire

Gesellschaftskritische Unwahrheiten

Satire ist eine Form der Gesellschaftskritik, die auch Muslime betreffen kann. Das englischsprachige Online-Magazin „IslamicaNews“ versucht auf dem schmalen Grat zwischen Kritik und Achtung zu balancieren.

04
06
2014
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Frauen, die in Saudi-Arabien illegale Autorennen veranstalten. Netzwerk-Events, auf dem sich arbeitslose Muslime treffen und Boko Haram-Mitglieder, die auf Facebook Likes sammeln. Klingt absurd, ist es auch. Diese und ähnliche Themen behandelt das Online-Nachrichtenportal „IslamicaNews“ (http://islamicanews.com/). Die Meldungen auf dem Nachrichtenportal sind nur fast echt und somit eigentlich frei erfunden. Bei „IslamicaNews“ handelt es sich nämlich um ein Satire-Magazin, das mit viel schwarzem Humor und einer kräftigen Prise Zynismus über Muslime berichtet.

Die Geschichte von „IslamicaNews“ begann zu einer Zeit, in der es die sozialen Plattformen wie Facebook und Twitter nicht gab. Von 1999 bis 2004 veröffentlichten Mirza Baeg und Azher Ahmed Nachrichten, in denen es um fiktive und teils reale Geschehnisse, die Muslime betrafen, ging. Oft handelten die Nachrichten auch über alltägliche Dinge, die mit einer sarkastischen Beobachtung abgerundet waren. Das Projekt scheiterte schließlich daran, dass das Online-Magazin und die Meldungen keine große Verbreitung erreichten.

Was darf Satire?

10 Jahre später kehrte „IslamicaNews“ im April 2014 zurück. Immer noch ist der Humor sehr schwarz und man muss genau lesen, um sicherzugehen, dass es sich bei dem Portal nicht um eine islamophobe Quelle handelt. Viele Meldungen sind grenzwertig, fast schon beleidigend. Wie kommt man auf diese Idee und welchen Zweck kann ein Satire-Magazin erfüllen?

Vorbild für diese Bewegung war das englischsprachige Satire-Magazin „The Onion“ (http://www.theonion.com/) , die seit 1988 Fake-Nachrichten publiziert, die oft für real gehalten werden. „The Onion“ möchte damit scharfe Sozialkritik ausüben und auf Missstände aufmerksam machen. Das deutsche Pendant dazu ist „Der Postillon“ (http://www.der-postillon.com/). Seit 2008 irritiert das Online-Magazin Internetnutzer mit Nachrichten, die frei erfunden, aber im ernsten Ton geschrieben sind. So kommt es nicht selten vor, dass sich Leser über die Inhalte empören.

Bei „IslamicaNews“ gilt die Maxime, dass religiöse Gefühle nicht verletzt werden dürfen. Die unterschwellige Kritik in den Fake-Nachrichten richtet sich nie an den Islam, sondern an die Muslime. Zudem soll eine Lücke im Comedy-Bereich gefüllt werden, so dass Muslime auch über sich selbst lachen können. Nicht jeder ist damit einverstanden, oft werden Ahmed und Baeg kritisiert. Die einen wollen keinen Humor akzeptieren, der sich muslimischen Klischees bedient, die anderen verstehen den Witz nicht.