MAINZ

Muslimische Mädchen an Mainzer Schule während Ramadan diskriminiert

Mehrere muslimische Mädchen an einem Mainzer Gymnasium sollen während des Ramadans im Sportunterricht diskriminiert worden sein – Note 6 wegen Leistungsverweigerung.

26
05
2022
Schwimmunterricht Muslimische Mädchen diskriminiert
Symbolbild: Schwimmunterricht © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

An einem Mainzer Gymnasium sollen muslimische Mädchen diskriminiert worden sein, behaupten unabhängig voneinander zwei Väter, deren Töchter einer Sportgruppe der Jahrgangsstufe 8 unterrichtet werden. Gegenüber örtlichen Medien gaben die Väter an, dass die Sportlehrerin den Mädchen während des Ramadans nicht erlaubt habe, ihre Schwimmprüfung um eine Woche zu verschieben und anschließend die Note 6 wegen Leistungsverweigerung gegeben habe – trotz schriftlicher Entschuldigung der Eltern. Betroffen davon seien mehrere muslimische Mädchen der Schule.

„Wenn Schülerinnen die Wahl haben zwischen ihrem Glauben und der direkten, ins Gesicht gebrüllten Androhung einer 6 ist das mehr als die Ausnutzung persönlicher Macht, das ist Machtmissbrauch“, erklärt ein Familienvater gegenüber Merkurist Mainz. Das Verhalten der Lehrerin stelle den Glauben der Kinder und ihrer Eltern in Frage, beklagt ein der Vater der Mädchen. Ähnlich beschreibt es seine Tochter. Es sei „respektlos“ gewesen, wie die Lehrerin mit ihren muslimischen Mitschülerinnen umgegangen sei. „Die Entschuldigung wegen Ramadan ist als völliger Quatsch abgetan worden.“

Aus Angst vor weiteren Konsequenzen geschwiegen

Ihre Freundinnen hätten die Benotung einfach hingenommen. Ihren Eltern hätten sie demnach nicht von dem Vorfall erzählt, aus Angst vor weiteren Konsequenzen seitens der Lehrerin. Auch weitere Schülerinnen bestätigten den Sachverhalt. Es sei darum gegangen, dass die Mädchen aufgrund des Fastenmonats etwas geschwächt gewesen seien und deswegen lediglich um Verschiebung der Benotung baten.

„Ich kenne den Vorfall nicht. Ich halte so etwas für wenig möglich an unserer Schule. Im Ramadan nehmen wir Rücksicht auf unsere muslimischen Schüler“, wird der Direktor des betroffenen Gymnasiums in den Medien zitiert. „Ich möchte die SchülerInnen beziehungsweise deren Eltern ermutigen, Dinge offen anzusprechen, falls es Probleme geben sollte“, so der Direktor. Der Dialog sei an der Schule sehr wichtig. Dazu habe man auch verschiedene Gremien, die die Anliegen der Schüler sehr ernst nähmen.

„Diskriminierungen gegenüber Muslimen sind ein gesellschaftliches Problem“

Die Schura Rheinland-Pfalz reagierte bestürzt auf den Vorfall. „Dieser Vorfall gibt uns zu denken, ob wir eine erhöhte Dunkelziffer solcher Vorfälle haben“, sagte Vorsitzender Akif Ünal. Schülerinnen seien zwar verpflichtet, „ihren Bildungszielen nachzukommen“, aber die Schule müsse einen schonenden Ausgleich zwischen dem Grundrecht auf Glaubensfreiheit schaffen. Um solche Vorfälle zu vermeiden, könnten vom Bildungsministerium herausgegebene Informationsblätter helfen, erklärt Ünal – kurze praktische Handlungsempfehlung für den Schulalltag. „Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Muslimen sind ein gesellschaftliches Problem, das sich manchmal in den Schulen widerspiegelt“, so Ünal abschließend.

Leserkommentare

Samson sagt:
In Deutschland ist Staat und Religion getrennt. Wo kommen wir denn hin, wenn auf jeden privaten Umstand eine Extrawurst gebraten wird. Auch Muslime müssen begreifen, dass Religion bei uns Privatangelegenheit ist.
26.05.22
20:55
Vera sagt:
Dieser Fall zeigt wieder einmal, wie islamische Befindlichkeiten und Regularien im Schulunterricht zum Problemfall mutieren können. Das Mainzer Gymnasium ist keine Koranschule. Gymnasien entstanden einmal im antiken Griechenland und sind normalerweise nicht islamisch geprägt oder muslimisch angelegt. Dass der Islam den Schulablauf beeinflussen oder gar festlegen soll, das wäre eine ganz neue Marschrichtung. Dem sollte schon Einhalt geboten werden. Die ständigen Forderungen im Namen des Islam werden immer mehr zu einem gesellschaftlichen und politischen Problem. Und das ist gar nicht schön, zumal die Mehrheit der Bevölkerung mit dem Islam und seinen öffentlichen Ausprägungen nichts am Hut hat. Das ist Fakt. Natürlich kann man dem Geschehen am Mainzer Gymnasium näher nachspüren und eine genauere Abklärung verlangen, dass aber muslimisch agierende Väter darüber bestimmen, wie Schulsport stattzufinden habe, das geht einfach zu weit und gehört unterbunden. Und wenn dann von einem "Kasernenton" am Gymnasium gesprochen wird, dann möchte ich erst einmal den gestrengen Kasernenton in Koranschulen hören. In manchen soll sogar gezüchtigt und geprügelt werden. Nicht nur der 'Focus' berichtete schon darüber. Schulmädchen sollen vernünftig essen und nicht hungern oder fasten. Dann fühlen sie sich auch nicht schwach. Dafür sollten ihre Väter und Mütter sorgen und nicht für neue islamische Sitten und Gebräuche an deutschen Gymnasien.
27.05.22
3:24
Gülten sagt:
Da sehen wir an diesem Beispiel wieder deutlich, wie rücksichtslos und egozentrisch die Menschheit geworden ist. Zu meiner Schulzeit- ich war als muslimisches Mädchen auf einer bischöflich-katholischen Schule-hätte das Verhalten des Lehrers gar nicht stattgefunden, weil der Lehrer ganz genau auf dem Schirm hätte, wann für Muslime der Ramadan stattfindet. Trennung von Staat und Religion bedeutet nicht, dass die Religion sich unterzuordnen hat. Das wäre nämlich keine Trennung. Trennung bedeutet, dass jeder seine Religion frei ausleben kann. Andernfalls wird in Deutschland wieder eine schwarze Zeit kommen. „Nie wieder!“ muss gelebt werden und keine leere Phrase bleiben. Deutsche Gymnasien sollten nicht so dumm sein, wichtige religiöse Zeiten nicht zu wissen. Ansonsten verdummt die Gesellschaft und weiß irgendwann nicht mehr, was Christi Himmelfahrt eigentlich bedeutet und nennt es Vatertag…
27.05.22
13:40