Mehrere muslimische Mädchen an einem Mainzer Gymnasium sollen während des Ramadans im Sportunterricht diskriminiert worden sein – Note 6 wegen Leistungsverweigerung.
An einem Mainzer Gymnasium sollen muslimische Mädchen diskriminiert worden sein, behaupten unabhängig voneinander zwei Väter, deren Töchter einer Sportgruppe der Jahrgangsstufe 8 unterrichtet werden. Gegenüber örtlichen Medien gaben die Väter an, dass die Sportlehrerin den Mädchen während des Ramadans nicht erlaubt habe, ihre Schwimmprüfung um eine Woche zu verschieben und anschließend die Note 6 wegen Leistungsverweigerung gegeben habe – trotz schriftlicher Entschuldigung der Eltern. Betroffen davon seien mehrere muslimische Mädchen der Schule.
„Wenn Schülerinnen die Wahl haben zwischen ihrem Glauben und der direkten, ins Gesicht gebrüllten Androhung einer 6 ist das mehr als die Ausnutzung persönlicher Macht, das ist Machtmissbrauch“, erklärt ein Familienvater gegenüber Merkurist Mainz. Das Verhalten der Lehrerin stelle den Glauben der Kinder und ihrer Eltern in Frage, beklagt ein der Vater der Mädchen. Ähnlich beschreibt es seine Tochter. Es sei „respektlos“ gewesen, wie die Lehrerin mit ihren muslimischen Mitschülerinnen umgegangen sei. „Die Entschuldigung wegen Ramadan ist als völliger Quatsch abgetan worden.“
Ihre Freundinnen hätten die Benotung einfach hingenommen. Ihren Eltern hätten sie demnach nicht von dem Vorfall erzählt, aus Angst vor weiteren Konsequenzen seitens der Lehrerin. Auch weitere Schülerinnen bestätigten den Sachverhalt. Es sei darum gegangen, dass die Mädchen aufgrund des Fastenmonats etwas geschwächt gewesen seien und deswegen lediglich um Verschiebung der Benotung baten.
„Ich kenne den Vorfall nicht. Ich halte so etwas für wenig möglich an unserer Schule. Im Ramadan nehmen wir Rücksicht auf unsere muslimischen Schüler“, wird der Direktor des betroffenen Gymnasiums in den Medien zitiert. „Ich möchte die SchülerInnen beziehungsweise deren Eltern ermutigen, Dinge offen anzusprechen, falls es Probleme geben sollte“, so der Direktor. Der Dialog sei an der Schule sehr wichtig. Dazu habe man auch verschiedene Gremien, die die Anliegen der Schüler sehr ernst nähmen.
Die Schura Rheinland-Pfalz reagierte bestürzt auf den Vorfall. „Dieser Vorfall gibt uns zu denken, ob wir eine erhöhte Dunkelziffer solcher Vorfälle haben“, sagte Vorsitzender Akif Ünal. Schülerinnen seien zwar verpflichtet, „ihren Bildungszielen nachzukommen“, aber die Schule müsse einen schonenden Ausgleich zwischen dem Grundrecht auf Glaubensfreiheit schaffen. Um solche Vorfälle zu vermeiden, könnten vom Bildungsministerium herausgegebene Informationsblätter helfen, erklärt Ünal – kurze praktische Handlungsempfehlung für den Schulalltag. „Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Muslimen sind ein gesellschaftliches Problem, das sich manchmal in den Schulen widerspiegelt“, so Ünal abschließend.