Die Hutba (Freitagspredigt) wird beim wöchentlichen Freitagsgebet der Muslime gehalten und behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. Jede Woche liefert IslamiQ einen Überblick.
In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es um die Privatsphäre. Der moderne Mensch habe ein starkes Bedürfnis, sich selbst zur Schau zu stellen. Dies sei fast schon zu seiner Lebensweise geworden. Was privat bleiben sollte, gebe er Preis, mache es sichtbar, verbreite es. Der Spruch „Ich denke und glaube, also bin ich“ gelte nicht mehr, vielmehr gelte: „Ich werde gesehen, also bin ich.“
Dabei haben alle Propheten, von Adam (a) bis Muhammad (s), den Schutz der Privatsphäre besonders betont. Privatsphäre bedeute, etwas zu schützen, ganz besonders die persönlichen Dinge. All das, was der Mensch für sich behalten sollte, mache seine Privatsphäre aus.
Die eigene Privatsphäre zu schützen und die Privatsphäre Anderer zu respektieren, sei Teil des guten Benehmens und Ausdruck der Schamhaftigkeit. Leider werden vor allem über die sozialen Medien viele Dinge, die zur Privatsphäre gehören, sichtbar gemacht. Doch was jemanden selbst betreffe, sollte bei ihm bleiben, und was die Familie betreffe, in der Familie.
Die Freitagspredigt der Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) behandelt das Thema der Geschwisterlichkeit. Der Prophet Muhammad (s) war sich bewusst, dass Egoismus und weltliche Interessen das größte Hindernis vor einer starken und gesunden Gesellschaft waren. Aus diesem Grund erbaute er ein felsenfestes Bewusstsein der Geschwisterlichkeit. Allen voran nach der Auswanderung nach Medina.
Es sei sehr Schade, dass Muslime dieses erhabene Erbe nicht wie erforderlich bewahren konnten. Obwohl die heldenhafte Geschwisterlichkeit zwischen Ansar und Muhadschirun ein Vorbild für Muslime sein sollte, sei es zu einer Geschichte in den Gedächtnissen und zu einer Erinnerung in den Zeilen verkommen. Die negativen Einflüsse der weltlichen Interessen und Machtkämpfe haben diese vorbildliche Gemeinschaft, die der Prophet (s) hinterlassen habe, in Mitleidenschaft gezogen. Die heutzutage fließenden Tränen in muslimischen Regionen der Welt sind Klagelieder der Geschwisterlichkeit, jedoch finden sie kaum Beachtung.
In der Freitagspredigt des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) geht es um den Schutz der Augen vor Haram. Das Auge sei einer der größten Gaben Allahs, mit dem man beispielsweise das Gute vom Bösen, das Nützliche vom Schädlichen, das Schöne vom Hässlichen unterscheiden könne. Mit ihm beobachte man die Schönheiten des Universums, in der sich die Allmacht Allahs widerspiegele. Dinge, die haram seien, zu betrachten, seien eine Zweckentfremdung. Das plötzliche Sehen eines Harams sei nicht Sünde, sondern das vorsätzliche Betrachten sei nicht erlaubt.
In der heutigen Zeit, in der jede Art von Obszönität weit verbreitet sei, sogar gefördert werde, sei es umso wichtiger, diesem Thema noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Mensch sollte sich selbst davor schützen und Allah um Vergebung bitten.
Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.