Der Forschungsverbund Motra fand heraus, dass Corona-Demonstranten vermehrt aus dem rechten Szene kommen. Sorgen bereitet vor allem die Gewaltbereitschaft der Szene.
Die insgesamt heterogene Corona-Protestbewegung ist laut einer aktuellen Studie politisch überwiegend rechts geprägt. Zwar seien unterschiedliche weltanschauliche Milieus und auch ideologische Strömungen anzutreffen, jedoch gebe es einen Schwerpunkt bei vorrangig rechten, populistischen bis extremen Einstellungen, teilte der Forschungsverbund Motra am Donnerstag in Wiesbaden bei der Vorstellung seines Jahresberichts 2021 mit.
Motra steht für „Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung“, an dem Verbund sind unter anderem mehrere deutsche Universitäten und das Bundeskriminalamt beteiligt.
„Die Corona-Protestbewegung ist politisch-weltanschaulich-ideologisch auffällig stärker rechts als links ausgerichtet“, heißt es in dem Bericht. Die Corona-Pandemie sei demnach ein zentraler Treiber eines „von Verschwörungstheorien und Demokratiedistanz unterlegten, überwiegend rechtsaffinen Radikalisierungsgeschehens“.
Der Forschungsverbund Motra verfolgt unter anderem das Ziel, das Radikalisierungsgeschehen in Deutschland zu beobachten und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis zu verbessern. Dem Bericht liegen nach Angaben des Verbundes vielfältige Forschungsmethoden zugrunde, darunter unter anderem die Auswertung von Statistiken, Befragungen und Experteninterviews.
Demnach ergab eine Umfrage unter Kommunalpolitikern und -politikerinnen, dass fast jede und jeder Zweite in den zurückliegenden sechs Monaten vor der Befragung von Anfeindungen, Hasspostings in sozialen Medien oder gar tätliche Übergriffe betroffen war.
„Die Konsequenzen für die Opfer von Bedrohungen und Anfeindungen wiegen schwer“, erklärte der Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe (CDU). Sie reichten von psychischen und physischen Folgen bis hin zur Erwägung, das politische Amt ganz aufzugeben. „Unser Gemeinwohl ist gefährdet, wenn sich Menschen nicht mehr für die Stadt oder Gemeinde engagieren wollen“, warnte Lewe. Er rief betroffene Kommunalpolitiker dazu auf, Angriffe und Bedrohungen bei der Polizei anzuzeigen. (dpa, iQ)