Angesichts aktueller Krisen dürfen die Morde und Opfer des NSU nicht in den Hintergrund rücken, mahnt Oberbürgermeister Thomas Nitzsche anlässlich einer Gedenkveranstaltung.
Mit einer Kranzniederlegung und einer Schweigeminute ist am Sonntag in Jena an die Opfer der Neonazi-Terrorzelle NSU gedacht worden. Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) mahnte, die Morde und die Opfer dürften angesichts der aktuellen großen Herausforderungen nicht in den Hintergrund rücken. Die Aufarbeitung sei wichtig, um auch in diesen schwierigen Zeiten einen klaren Blick auf die derzeitigen Entwicklungen und Verhältnisse zu behalten. Angesichts des Drucks auf die Gesellschaft sei es umso bedeutender, dass die demokratische Verfasstheit des Landes sowie Menschen- und Bürgerrechte gewahrt blieben.
„Die ehrliche inhaltliche Auseinandersetzung ist ein Weg, auf dem hoffentlich offene Wunden aus der Vergangenheit heilen und mit dem für eine hohe Wachsamkeit in der Gegenwart sensibilisiert wird“, sagte Nitzsche zum Gedenken am Enver-Şimşek-Platz. Der Platz in Jena-Winzerla war vor zwei Jahren nach dem türkischstämmigen Blumenhändler Enver Şimşek aus Hessen benannt worden.
Şimşek war vor 22 Jahren in Nürnberg erschossen worden und war das erste von insgesamt zehn bekannten Mordopfern der rechtsextremen Terrorzelle. Das NSU-Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt war über Jahre mordend durch Deutschland gezogen. In Jena hatten sie sich in den 1990er Jahren radikalisiert und waren dann in Sachsen untergetaucht.
Mundlos und Böhnhardt töteten sich 2011, um ihrer drohenden Festnahme zu entgehen. Erst damit flog der „Nationalsozialistische Untergrund“ auf. Zschäpe war nach einem Mammutprozess im Juli 2018 als Mittäterin zu lebenslanger Haft verurteilt worden. (dpa, iQ)