Großbritannien

Erste islamische Anleihe steht kurz vor dem Start

Großbritannien will in den kommenden Wochen die erste islamische Anleihe außerhalb der islamischen Welt herausgeben. Dabei bedient man sich einem klassischen Instrument des „Islamic Finance“. Es ist auch ein erster großer Test alternativer Finanzprodukte.

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06
2014
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Die britische Regierung will in kürze eine 200 Millionen Pfund (ca. 251 Mio. Euro) große sogenannte „islamische Anleihe“ (Sukuk) ausgeben. Es wäre die erste Anleihe dieser Art, die von einem Staat außerhalb der bekannten „islamischen Welt“ herausgegeben wird. Mit dem Schritt will die Regierung auch ein Versprechen von Premierminister David Cameron einlösen. Dieser hatte im Oktober 2013 auf dem World Islamic Economic Forum angekündigt, London als einen Standort für „Islamic Finance“ etablieren zu wollen.

Wie die Schatzkammer am Donnerstag (12.06.2014) in einer Mitteilung bekanntgab, soll die Sukuk-Anleihe in den kommenden Wochen ausgegeben werden und eine Laufzeit von insgesamt fünf Jahren haben. Die eigenständige Sukuk-Anleihe ist ein Kernstück der Pläne David Camerons den Standort London zu stärken.

Keine Zinsen erlaubt

Die Sukuk-Anleihe basiert auf der Idee, dass auf das angelegte Kapital keine Zinsen gezahlt werden dürfen. Zinsen sind für Muslime nämlich entsprechend ihres Glaubens generell tabu. Damit dennoch eine Rendite erzielt werden kann, bedient man sich bei dem Instrument des „Islamic Finance“ einem Trick, wie der Al-Ijara Struktur. Die geplante britische Anleihe ist so gestaltet, dass sie an Mieterträge für Regierungsgebäude gebunden wird. Die Gebäude befinden sich während der gesamten Laufzeit in Staatsbesitz und dürfen nicht veräußert werden. Ähnliche Lösungen sehen die Übergabe an eine Stiftung vor, die am Ende vom Staat Mietgelder für die Nutzung kassiert.

Die Sukuk-Anleihe wird zu einem Zeitpunkt ausgegeben, in der ähnliche Pläne von anderen Ländern wie Luxemburg, Hong Kong und Südafrika bekanntgeworden sind. Mit seiner Anleihe will London eine Vorreiterrolle für die westlichen Staaten übernehmen. Für die Anleihe wird die HSBC Bank verantwortlich sein. Diese hat bereits eine Partnerschaft mit mehreren Banken in der „islamischen Welt“ vereinbart, um die Anleihe auf dem globalen Markt zu platzieren.

Auch ein Signal für die Islamischen Banken?

Insgesamt gibt es in Großbritannien bisher sechs vollständige „Islamic Banks“ und über 20 Institutionen, die sich diesem Thema widmen und „schariakonforme“ finanzielle Produkte anbieten. Die Sukuk-Anleihe der britischen Regierung könnte auch diesem Sektor helfen kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken.

Erste Pläne für eine eigenständige Sukuk-Anleihe wurden bereits vor sechs Jahren in Erwägung gezogen, aber nie verwirklicht. Aus Sicht von Experten war eine solche Anleihe zum damaligen Zeitpunkt mit zu hohen Kosten und Aufwand verbunden. Nach der Finanzkrise hat sich jedoch ein Umdenken breitgemacht. London will den Schritt wagen und damit auch alternative Finanzprodukte und Finanzmärkte testen.

In Deutschland hatte das Land Sachsen-Anhalt als erster europäischer Emittent im Jahr 2004 eine ähnliche Sukuk-Anleihe über 100 Mio. Euro, fällig 2009, ausgegeben. Dabei wurden schuldrechtlich die Nutzungsrechte am Immobilienvermögen des Landes an eine niederländische Stiftung übertragen. Das Land erhielt eine Einmalzahlung und zahlte fortan Mieten an die Stiftung.