Bayern

Trotz Lockerung – Bestattungen ohne Sarg noch nicht überall

Seit vergangenem Jahr sind Bestattungen ohne Sarg in Bayern erlaubt. Aber wie lässt man einen Leichnam im Tuch würdevoll ins Grab? Einige Städte haben damit schon Erfahrungen, Nürnberg testet noch.

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Bestattungen
Symbolbild: Muslimische Bestattungen

Mehr als ein Jahr nach der Lockerung der Sargpflicht in Bayern werden Tote bisher nur vereinzelt im Leichentuch beigesetzt. Am Ende liege die Entscheidung bei den Kommunen, wo Beisetzungen ohne Sarg möglich seien, da das auch von der Bodenbeschaffenheit der Friedhöfe abhänge, sagte Matthias Liebler vom bayerischen Bestatterverband. In München, Augsburg und Würzburg ist das zum Beispiel schon der Fall. Nürnberg testet das Vorgehen bei sarglosen Bestattungen gerade.

Bayern war im vergangenen Frühjahr eins der letzten Bundesländer, die die Sargpflicht abgeschafft oder gelockert hatten. Nur in Sachsen und Sachsen-Anhalt gilt diese nach Angaben der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas aktuell noch. Eine genaue Übersicht, welche Kommunen Beerdigungen ohne Sarg ermöglichen, hat Liebler nicht. Es werde wahrscheinlich erst in den großen Städten mit größeren muslimischen Gemeinschaften passieren, sagte Liebler. In ländlichen Gebieten gebe es bisher nur eine geringe Nachfrage.

Augsburg hat die städtische Friedhofssatzung nach Angaben der Stadt bereits im vergangenen August geändert, um Bestattungen in einem Leichentuch aus religiösen und weltanschaulichen Gründen auf dem Neuen Ostfriedhof zu ermöglichen. Seitdem gab es demnach 15 sarglose Beisetzungen. „Auch innerhalb des islamisch geprägten Kulturkreises laufen Bestattungen oftmals unterschiedlich ab, insbesondere die Rituale am Grab betreffend“, erläuterte die Leiterin des Amtes für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen, Anette Vedder.

Nürnberg will Bestattungen mit Leichentuch anbieten

Die Landeshauptstadt München hat die Beisetzungen ohne Sarg erst einmal an unterschiedlichen Grabanlagen geprobt, um Erfahrungen mit unterschiedlichen Platzverhältnissen und dem Ablauf sammeln zu können. „Verwendet wurde ein Dummy, der in Form, Maß und Gewicht einem durchschnittlichen Menschen entspricht“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsreferats. Seit Oktober 2021 können Tote auf dem Westfriedhof, Waldfriedhof und Neuen Südfriedhof im Leichentuch bestattet werden.

Die Bestattungskultur in Deutschland sterbender Muslime ist im Wandel. Immer mehr Kommunen öffnen sich für die islamische Bestattung. IslamiQ hat die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst. Eine Chronologie.

Auch in Nürnberg hat die Friedhofsverwaltung auf diese Weise verschiedene Szenarien durchgespielt. „Es gibt verschiedene Dinge zu beachten“, sagte der Leiter der städtischen Friedhofsverwaltung, Armin Hoffmann. Vor allem müsse eine Möglichkeit gefunden werden, die Toten auf eine pietätvolle Weise im Tuch in das Grab herabzulassen und zu gewährleisten, dass diese korrekt Richtung Mekka ausgerichtet seien. Im November wollen Hoffmann und sein Team muslimischen Gemeinden und der Kommission für Integration ihre Lösung mit einem Dummy vorführen. Auf welchen Friedhöfen Bestattungen im Leichentuch möglich sein werden, will die Friedhofsverwaltung später festlegen.

Würzburg erlaubt Erdbestattungen

In Würzburg können Menschen bereits seit August ihre Angehörigen auf dem Waldfriedhof ohne Sarg bestatten lassen – um dem Wunsch vieler Musliminnen und Muslime zu entsprechen, sich nach ihren religiösen Riten und Vorgaben beerdigen zu lassen, wie es von der Stadt heißt. Diese müssen demnach aber bei der Friedhofsverwaltung beantragt werden, die im Einzelfall entscheidet. „Seither gab es keine sarglose Bestattung“, sagte eine Stadt-Sprecherin. (dpa, iQ)