Mecklenburg-Vorpommern

Brand in Flüchtlingsunterkunft – Ermittler vermuten politisches Motiv

Erschütterung nach dem Brand einer Unterkunft für Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern: Die Ermittler gehen von Brandstiftung aus und vermuten einen politischen Hintergrund.

20
10
2022
Symbolbild: Brand © shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Brand © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Der Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Groß Strömkendorf bei Wismar am Mittwochabend ist laut Polizei wahrscheinlich gelegt worden. Die Ermittler vermuten einen politischen Hintergrund, wie das Polizeipräsidium Rostock am Donnerstag mitteilte. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen federführend übernommen. Ein Brandursachenermittler sei vor Ort.

Politiker reagierten mit Entsetzen auf den Vorfall. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte den Brand eine furchtbare Nachricht. „Menschen, die vor Putins Krieg bei uns in Deutschland Schutz gefunden haben, mussten aus den Flammen gerettet werden“, sagte sie in Berlin.

In der Unterkunft befanden sich zum Zeitpunkt des Brandes 14 Geflüchtete aus der Ukraine, darunter vier Kinder und Jugendliche. Auch drei Betreuer waren in dem Haus. Verletzt wurde niemand.

Hakenkreuz-Funde wecken Erinnerungen an Mölln

Das Feuer war am späten Mittwochabend an der Außenseite des Hauses entdeckt worden. Heimleiter Andrej Bondartschuk versuchte nach eigenen Worten zunächst selbst, den Brand am unteren Dachansatz des mit Reet gedeckten ehemaligen Hotels zu löschen. „Es waren keine Glutnester mehr zu sehen“, beschrieb er seinen Eindruck vom Brandabend, als die Feuerwehr eingetroffen sei. Drei oder vier Feuerlöscher habe er bis dahin verbraucht, genau wisse er es nicht mehr.

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) wies bei einem Besuch am Brandort am Donnerstagvormittag darauf hin, dass am Montag Hakenkreuz-Schmierereien an dem Gebäude entdeckt worden seien. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte: „Menschen, die vor Krieg flüchten, brauchen unseren Schutz und unsere Unterstützung. Hetze und Gewalt dulden wir nicht!“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag, Julian Barlen, sagte, die Hakenkreuz-Funde vor Ort weckten 30 Jahre nach Lichtenhagen und Mölln Erinnerungen „an ganz dunkle Zeiten“. Ob ein Zusammenhang zwischen den Hakenkreuz-Schmierereien und dem Feuer in Groß Strömkendorf besteht, ist aber offen.

„Ein Angriff auf die Grundwerte“

Der Bürgermeister der Gemeinde Blowatz, zu der Groß Strömkendorf gehört, Tino Schmidt (SPD), erklärte, bisher habe es in der Region keine Anzeichen für rechtsmotivierte Umtriebe gegeben. Man habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Kriegsflüchtlingen. Zeitweise seien in dem ehemaligen Hotel bis zu 170 Menschen aus der Ukraine untergebracht gewesen. Im Sommer habe man zusammen mit den Flüchtlingen und dem DRK, das die Einrichtung betreut, noch ein fröhliches Sommerfest gefeiert.

Auch der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Rostock, Michael Peters, zeigte sich bestürzt. „Jeder Angriff auf Flüchtlinge oder deren Unterkünfte ist auch eine Attacke auf unsere Grundwerte. Ein solcher Angriff ist erschütternd und nicht hinnehmbar gleichermaßen“, erklärte er. Die Ermittlungen zu dem Feuer hätten oberste Priorität. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Selbstverständlich und ohne Zweifel ist das ein schlimmer Vorfall. Die Hintergründe müssen natürlich aufgedeckt und aufgeklärt werden. Mit Erschütterung lese ich zur gleichen Zeit von ganz anderen entsetzlichen Vorgängen. Eine furchtbare Nachricht zu schlimmsten Umtrieben ist die folgende: Der BR24-Ukraine-Ticker berichtet ganz aktuell von iranischen Soldaten, die sich laut US-Regierung auf der Krim befinden. Sie helfen dort Russland beim Einsatz von Drohnen. Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben klare Beweise für die Anwesenheit iranischer Truppen auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim. Eine vergleichsweise kleine Zahl von Soldaten aus dem Iran unterstützt russische Truppen bei der Verwendung von Drohnen aus iranischer Produktion gegen unschuldige Kinder und Erwachsene in der Ukraine. Die Iraner haben Ausbilder und technische Unterstützer auf der Krim, während die Russen die Steuerung übernehmen. So lautet die Darstellung von John Kirby, dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus. Und all das geschieht natürlich mit Wissen und auf Anweisung höchster Regierungskreise in der Islamischen Republik Iran. Die höchste islamisch Autorität bzw. die höchste Geistlichkeit erlaubt und befürwortet somit diesen Drohneneinsatz zur Tötung unschuldiger Menschen. Ist ein solches Verhalten nun ein Angriff auf islamische Grundwerte oder geht es konform mit den islamischen Grundwerten und Normen des Koran? Die Annektierung der Krim ist - wie wir ja alle wissen - ein gewaltsames und widerrechtliches in seinen Besitz bringen, was sowieso völkerrechtswidrig und unwirksam ist. Ermittlungen zu den Hintergründen und Motiven dieses iranischen Engagements islamischer Polit-Geistlicher sollte besonders auch in Islam-Kreisen weltweit oberste Priorität haben.
21.10.22
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