Die Ausstellung „Kinder Abrahams“ im Papyrusmuseum in Wien legt Augenmerk auf die Bibel und ihrer Rezeption in den Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam. Erstmals werden einmalige Originale gezeigt.
Der Prophet Abraham ist der gemeinsame Stammvater, auf dem sich das Christentum, das Judentum und der Islam berufen. Denn die Weltreligionen sind auf semitischem Boden im Nahen Osten entstanden und haben Jahrhunderte lang nebeneinander existiert. Nun wurde eine Ausstellung im Papyrusmuseum Wien nach den Kindern Abrahams benannt. Sie soll die Rezeption der Bibel in den drei Religionen beleuchten. Dabei geht es vor allem um die die lange Zeit der Textgestaltung und Überlieferung der Bibel, aber auch um ihre Wirkungsgeschichte und ihren Einfluss.
Mit mehr als 90 Exponaten aus mehreren Jahrhunderten wolle man laut der Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek Johanna Rachinger den interreligiösen Dialog zwischen den Weltreligionen fördern. Die Ausstellung umfasst sehr frühe Originale, alte Fragmente aus dem 3. Jahrhundert, ein Bruchstück aus den Psalmen aus dem 5. Jahrhundert und eine um das Jahr 500 entstandene lateinische Fassung der Sprüche Salomons. Zahlreiche Objekte werden das erste Mal öffentlich gezeigt.
Neben den Fragmenten der ältes¬ten bekann¬ten bib¬li¬schen Handschriften sind auch illu¬mi¬nierte hebräi¬sche Kodices, frühe Korantexte und zahl¬rei¬che wei¬tere Objekte zu sehen. Die Ausstellung zeigt eine sehr frühe Koranhandschrift aus dem 8. Jahrhundert, in der die Sure 10 in Anspielung auf das Christentum leugnet, dass Gott einen Sohn hat. Zudem zeigt das Doppelblatt einer arabischen Handschrift aus dem 9.-10. Jahrhundert eine illustrierte Darstellung des Paradieses als Garten, eine sowohl im Koran als auch in der Bibel ausgedrückte Vorstellung.
Dabei zeigen hebräische Bibeln des mittelalterlichen Europa einen Austausch der Religionen und Buchkulturen in beiderlei Richtungen. So wurden hebräische Bücher im 10. Jahrhundert in einem Dialog mit der sich gleichzeitig entwickelnden Tradition islamischer Koranhandschriften im Mittleren Osten hergestellt. Ein Beispiel dafür ist ein Kodex aus dem Jahr 1299, das den großen Einfluss islamische Ornamentik in der jüdischen Buchillustration deutlich macht.
Den Abschluss der Ausstellung bildet ein dreisprachiges Messbuch, das den griechischen Bibeltext aus dem 10. Jahrhundert, neben der koptischen Übertragung und der arabischen Übersetzung aus dem 13. Jahrhundert zeigt. Das Messbuch kann dabei als ein besonderer Zeuge für kulturelle und religiöse Vielfalt verstanden werden.