Vor 30 Jahren sorgten die Brandanschläge von Mölln bundesweit für Erschütterung. Zum Jahrestag erinnern muslimische Vertreter und Politiker an die Opfer.
Die rassistischen Brandanschläge von Mölln mit drei Toten jähren sich zum 30. Mal. In der Nacht zum 23. November 1992 hatten zwei Neonazis Brandsätze auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt geworfen. Dabei wurden die 51 Jahre alte Bahide Arslan sowie ihre Enkelinnen Yeliz Arslan (10) und Ayşe Yilmaz (14) getötet. Neun weitere Menschen wurden verletzt.
Die Stadt in Schleswig-Holstein erinnert an diesem Mittwoch mit einem Gedenkgottesdienst und Kranzniederlegungen an den beiden Anschlagsorten an die Ereignisse, die bis heute bundesweit für Erschütterung sorgen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat 30 Jahre nach dem Brandanschlag in Mölln hat dazu aufgerufen, entschieden gegen Rassismus vorzugehen. Die Tat der Rechtsextremisten sei nicht aus dem Nichts gekommen, schrieb Faeser am Mittwoch auf Twitter. „Die Hetze gegen Menschen anderer Herkunft bereitete ihr den Boden.“ Der Mord bleibe Mahnung, entschieden und mit Härte gegen rassistische Hetze und Gewalt vorzugehen.
Auch die Integrationsbeauftragte Reem Alabali Radovan fordert eine lückenlose Aufarbeitung rassistischer Anschläge. „Unser Land ist den Angehörigen und Familien eine transparente, ehrliche Aufarbeitung schuldig. Ermittlungsbehörden müssen selbstkritisch ihre Arbeit hinterfragen, Verantwortung übernehmen. Gemeinsam für eine demokratische, vielfältige Gesellschaft“, erklärt Alabali Radovan in einem kurzen Videostatement.
Der Landtag in Kiel hat ebenfalls am Mittwoch an die tödlichen Brandanschläge in Mölln vor 30 Jahren erinnert. „Wir erklären uns mit den Betroffenen von rechter und rassistischer Gewalt solidarisch“, hieß es in einer eine gemeinsamen Resolution, auf die sich alle fünf Fraktionen verständigt hatten.
Der Landtag empfinde tiefes Mitgefühl mit den körperlich und seelisch verletzten Überlebenden sowie den Angehörigen der Opfer der Brandanschläge, die auch heute noch mit den Erinnerungen an diese Verbrechen leben müssten. Der Landtag bedauere den Schmerz, der durch die Anschläge verursacht wurde, zutiefst. „Die Anschläge stehen nicht für sich allein, sondern sind Teil einer Serie von deutschlandweit verübten, rechtsextremen und rassistischen Taten“, heißt es weiter in der Resolution des Landtags.
„Der 23. November ist eine Zäsur im kollektiven Gedächtnis und eine Mahnung an die Gesamtgesellschaft. Wir dürfen im Kampf gegen den Rechtsextremismus niemals nachlassen“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), in einer Pressemitteilung. Nach Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen hieß es ‚nie wieder‘. Nach Mölln, Solingen, den vielen Jahren NSU-Terror und dem Mord an Walter Lübcke hieß es immer wieder ‚nie wieder‘. Dann folgten Halle und Hanau. Bis heute heißt es ‚nie wieder‘, so Mete weiter. Dieses Versprechen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir alle stehen in der Pflicht, dieses Versprechen nicht abermals zu brechen, mit noch mehr Engagement und Entschiedenheit gegen jede Form des Extremismus“, fordert Mete abschließend.
Auch die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) erinnert an die Opfer des Brandanschlags vor 30 Jahren in Mölln. „Die Niedertracht und Menschenfeindlichkeit dieser Tat macht fassungslos. Ebenso die Haltung der damaligen Regierung, die den Opfern mit dem Statement „Man wolle nicht in Beileidstourismus verfallen“, die Anteilnahme und Solidarität verweigerte“, erklärte der DITIB-Bundesverband in einer Mitteilung. (dpa, iQ)