Einer Studienbefragung nach erfahren Studierende mit Migrationshintergrund häufiger Diskriminierung in Form von Bedrohungen und Angriffen.
Studierende mit Migrationshintergrund erfahren häufiger Diskriminierung in Form von Bedrohungen und Angriffen. Sie berichten häufiger von körperlichen und verbalen Bedrohungen und Angriffen als ihre Kommilitonen ohne Migrationshintergrund. Dies belegt die bislang größten bundesweiten Erhebung „Die Studienbefragung in Deutschland“: eine Kooperation der Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz mit dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und dem Deutschen Studierendenwerk (DSW). Rund 250 deutsche Hochschulen haben an der Befragung teilgenommen.
Insgesamt gaben 26 Prozent der Studierenden an, dass sie Diskriminierung an deutschen Hochschulen erfahren haben. Fast die Hälfte hat Diskriminierung anderer beobachtet. Die Teilnehmenden wurden nach zwölf möglichen diskriminierenden Erfahrungen gefragt, die von der Herabsetzung erbrachter Leistungen bis hin zu Beleidigungen und Beschimpfungen, körperlicher Bedrohung oder Angriffe reichen. Bestimmte Gruppen sind der Befragung nach sowohl stärker betroffen als andere als auch von spezifischen Formen der Diskriminierung stärker betroffen. So gaben 55% der Studierenden mit Migrationshintergrund an, körperlich bedroht oder angegriffen worden zu sein. 52% wurden beleidigt oder beschimpft.
Die Studie untersucht darüber hinaus, wie viele Studierende Diskriminierung bei anderen wahrnehmen. „Durch das Kriterium Beobachtung von Diskriminierung lässt sich zusätzlich erfassen, wie groß das Bewusstsein für das Problem ist“, erläutert Jasmin Meyer das Vorgehen. Insgesamt 46 Prozent gaben an, Herabsetzung anderer beobachtet zu haben. Wobei sich die Merkmale, aufgrund derer andere benachteiligt werden, von denen unterscheiden, die selbst erlebte Herabsetzungen ausmachen. So berichten Studierende am häufigsten, dass sie Diskriminierung aufgrund des Migrationshintergrunds beobachtet haben, selbst erlebt wird Diskriminierung hingegen am häufigsten aufgrund des Geschlechts.
Zudem wurden die Zusammenhänge zwischen herabsetzenden Erfahrungen und der Studienzufriedenheit untersucht. Je mehr herabsetzende Erlebnisse die Studierenden gemacht haben, desto weniger zufrieden sind sie mit der Atmosphäre in ihrem Studiengang – insbesondere im Gegensatz zu Studierenden ohne Diskriminierungserfahrung. Was wiederum Auswirkungen auf das Stressempfinden der betroffenen Personen hat. So fühlten sich 37 Prozent der Befragten, die mehrmalig oder regelmäßig Herabsetzungen ausgesetzt waren, sehr häufig gestresst. Diskriminierung hat demnach Auswirkungen auf den Alltag der Studierenden.
Hochschulen werden im Allgemeinen als Orte der Gleichberechtigung angesehen. „Die Studienbefragung in Deutschland“ kommt zum Ergebnis, dass Hochschulen keine diskriminierungsfreien Orte sind. Etwa ein Viertel der befragten Studierenden gaben an, im Rahmen des Studiums schon einmal selbst Diskriminierung erfahren zu haben, und fast die Hälfte hat Diskriminierung anderer beobachtet. Bisher wurden nur Diskriminierungserfahrungen an einzelnen Hochschulen oder spezielle Formen der Diskriminierung erfasst. Die Ergebnisse wurden aktuell in der Publikationsreihe „DZHW Brief“ veröffentlicht, verfasst von Mitgliedern der Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie verbreitet Diskriminierung an deutschen Hochschulen insgesamt ist und aufgrund welcher Merkmale Studierende Benachteiligung selbst erfahren oder bei anderen beobachten.