Nach der Erdbebenkatastrophe mit mehr als 21 000 Toten ist die Betroffenheit im Land groß. Beim ersten Freitagsgebet nach dem Unglück gab es in den Moscheen nur ein Thema.
Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien haben bundesweit alle Moscheen für die Zehntausenden Todesopfer beten. Zudem wurde bei der Freitagspredigt die Katastrophe thematisiert und nach dem Gebet wurde ein Totengebet in Abwesenheit verrichtet.
Es war das erste Freitagsgebet nach den verheerenden Erdbeben von Anfang der Woche, bei denen mehr als 21 000 Menschen ums Leben kamen. Für Muslime ist das gemeinschaftliche Gebet am Freitag in der Moschee das wichtigste der Woche. Beim Freitagsgebet wurde mehrere Millionen Euro Spenden gesammelt.
Binnen weniger Tage haben die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und ihr Hilfsverein HASENE International für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien mehrere Millionen Euro gesammelt. Die Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen hält ungebrochen an. Die Situation vor Ort sei jedoch weiterhin katastrophal und werde zunehmend unerträglich. IGMG-Vorsitzender Kemal Ergün und HASENE-Vorsitzender Bekir Altaş seien mit einer Delegation von Helferinnen und Helfern vor Ort. Sie leisten den Menschen seelsorgerischen Beistand und koordinieren die Verteilung der Spenden in der Türkei und in den syrischen Gebieten“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Kemal Ergün ruft für weitere Spenden auf. „Was wir hier vorfinden und erleben, ist kaum in Worte zu fassen. Das Leid der Menschen ist unermesslich. Die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Bekleidung wird zwar immer besser, ausreichend ist das aber noch lange nicht“, erklärt Ergün. Auch die Lage in Syrien sei drastisch. Auch dort versucht die IGMG gemeinsam mit HASENE die Wunden zu heilen. Bekir Altaş werde am Samstag in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten in Syrien sein.
Auch die DITIB hat eine Spendenkampagne für die Erdbebenopfer gestartet und ist vor Ort im Einsatz. Der Vorsitzende des obersten Religionsrates der DITIB, Dr. Muharrem Kuzey, sagt, dass nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei „wie schon in der Vergangenheit, die DITIB-Gemeinden, Hilfsbereite und Wohltäter geeint sind, um die Wunden der Erdbebenopfer zu heilen.”
So kamen am Freitag in Berlin-Neukölln mehr 1000 Muslime zum Gebet zusammen und haben für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien gebetet. Der Andrang zum Freitagsgebet war so groß, dass sich die Besucher bis vor die Tore der DITIB Şehitlik-Moschee drängten, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete – und ihre Gebetsteppiche im Innenhof der Moschee ausrollten. Bereits in den vergangenen Tagen sei die Spendenbereitschaft unter den Berlinerinnen und Berlinern sehr hoch gewesen, sagte Ahmet Gür, Vorstandsmitglied der Şehitlik-Moschee. „Jeder hat versucht, etwas beizutragen“, so Gür. Demnach wurden unter anderem Hunderte Stromgeneratoren in die vom Erdbeben betroffenen Gebiete gebracht.
Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) kündigte unterdessen für den kommenden Dienstag um 11.00 Uhr eine Schweigeminute an allen Berliner Schulen an. „Gerade zwischen Deutschland, insbesondere Berlin, und der Türkei gibt es viele familiäre und freundschaftliche Verbindungen“, hieß es in einem Schreiben Busses an die Schulleiterinnen und Schulleiter vom Freitag. Die Schweigeminute soll ein Zeichen der Verbundenheit sein – auch mit den vielen Menschen, die in den vergangenen Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen sind.
In Schulen in NRW wurde heute eine Schweigeminute abgehalten. „Es ist mir wichtig, auch ihnen zu versichern, dass wir an ihrer Seite stehen, mit ihnen trauern und ihnen Trost und Halt geben möchten“, erklärte Bildungsministerin Dorothee Feller in einem Schreiben. (dpa, iQ)