Der Ramadan ist ein Monat des Miteinanders. Doch gibt es viele Muslime, die es berufsbedingt nicht zum Iftar mit der Familie schaffen. Eine Reportage.
Ramadan ist für Muslime die Zeit des Miteinanders. Dazu gehören gemeinsame Iftarabende mit der Familie und Freunden sowie die wertvolle Zeit, die mit den geliebten Menschen verbracht wird. Doch nicht jeder schafft es, den Ramadan in vollen Zügen zu genießen. Der Grund sind unterschiedliche Arbeitszeiten. Wir haben mit Muslimen gesprochen, die im Ramadan während des Iftars arbeiten müssen.
Sabrin Mohamed (32) ist eine operationstechnische Assistentin in einem Wuppertaler Krankenhaus. Neben dem normalen Tagesdienst von 7:30 bis 16 Uhr ist sie im Bereitschaftsdienst tätig. Dieser beginnt in der Woche um 12 Uhr und endet am nächsten Tag um 8 Uhr. Am Wochenende beginnt es um 9 Uhr und endet am Folgetag um 9 Uhr. Durch die Bereitschaftsdienste ist es ihr nicht möglich, täglich ihr Fasten mit ihrer Familie zu brechen. Allerdings werden die Dienstpläne Monate im Voraus schon geschrieben. So versucht sie weniger Dienste im Monat Ramadan zu machen als gewöhnlich.
Meistens kann sie ihr Fasten auch während dem Dienst pünktlich brechen. Es kommt aber auch schon vor, dass genau zu dieser Zeit operiert wird. „Durch meine Erfahrung ist mir oft vorher schon bewusst, ob wir mit einer Operation vor oder eher nach dem Iftar fertig werden. Wenn dem nicht so ist, packe ich mir gerne eine Dattel in die Kasack-Tasche, um mein Fasten erst einmal mit einer Dattel zu brechen. Sobald ich mein Fasten pünktlich beenden kann, bin ich sehr zufrieden – auch wenn es zunächst nur mit einer Dattel war.“ Selten sei es vorgekommen, dass Sabrin ihr Fasten nicht pünktlich brechen konnte. Deshalb hat sie das Fasten auf der Arbeit kaum belastet.
Sabrin ist es wichtig, gemeinsam mit ihrer Familie Fasten zu brechen. Für ihre Familie genauso. „Wenn ich mal nicht zu Hause bin, sind sie sehr verständnisvoll. Mein Vater ist als Krankenpfleger auch nicht immer zu Hause, wenn Iftar ist. Es ist also keine neue Situation für meine Familie.“ Sie empfiehlt, den Monat Ramadan möglichst oft mit der Familie zu genießen, und viele Gebete zu verrichten. „Dieser Monat ist ein ganz besonderer Monat für uns Muslime und hat einen ganz hohen Stellenwert. Natürlich funktioniert es nicht immer nach unserer Vorstellung, aber dennoch sollte man versuchen, diese Zeit wertvoll zu nutzen.“
Bilal Daş (48) ist verheiratet und hat zwei Kinder. In Deutschland geboren und aufgewachsen, arbeitet Bilal schon seit seinem 16. Lebensjahr in verschiedenen Branchen. Er hat viel Erfahrung gesammelt und betreibt seit 2017 mehrere Restaurants in Langen. Sein Arbeitsalltag beginnt in der Regel um 9 Uhr morgens und endet um 23 Uhr abends. Es gibt jedoch Tage, an denen er länger arbeiten muss, um sicherzustellen, dass alles reibungslos läuft.
Als Restaurantbesitzer ist es nicht immer einfach, täglich mit der Familie zusammen zu sein und gemeinsam Iftar zu machen. Allerdings versucht Bilal mindestens drei Tage in der Woche freizunehmen, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Er versucht seine Arbeitszeiten so zu planen, dass er zumindest an einigen Abenden mit seiner Familie gemeinsam zu Iftar isst. „Für mich ist es eine selbstverständliche Routine, während des Ramadans zu arbeiten und zu fasten. Ich habe mich daran gewöhnt. Wenn es mir möglich ist, versuche ich, meine Arbeit so zu organisieren, dass ich rechtzeitig zu Hause bin.“
Unterstützung von der Familie hat Bilal. Seine Familie versteht, dass er ein Restaurant besitzt und dass es manchmal schwierig ist, pünktlich zu sein. „Wir kommunizieren viel und ich versuche, meine Familie regelmäßig zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Wir bleiben stetig in Kontakt und tauschen uns über unsere Erlebnisse und Erfahrungen am Tag aus, auch wenn ich nicht zu Hause bin.“ Bilal und seine Familie versuchen gemeinsam Lösungen zu finden, die für alle funktionieren. Lösungen, die es ermöglichen, wertvolle Zeit miteinander zu verbringen und sich gegenseitig zu unterstützen.