Am 29. Mai 2023 jährt sich der Solinger Brandanschlag zum 30. Mal. Mevlüde Genç, die letztes Jahr verstarb, war als Versöhnerin bekannt und wurde zum Gesicht der Familie. Die Stadt will nun an sie erinnern.
Zum Gesicht der Familie wurde Mevlüde Genç, die bei dem Brandanschlag zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verlor. Der harte Schicksalsschlag hielt sie nicht davon ab, sich für Verständigung und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen. Selbst die vier jungen Männer, die ihre Haftstrafen längst verbüßt haben, betrachtete Genç gütig: „Ich wünsche mir, dass Gott den Tätern vergibt. Wenn Gott vergibt, dann werden die Menschen auch vergeben.“
Die Erinnerung an den Anschlag hält die Stadt wach – etwa in Form eines Mahnmals und einer Gedenktafel. Nach dem türkischen Heimatort der Familie Genc ist der Mercimek-Platz am Solinger Rathaus benannt, der am 28. Mai, also schon am Tag vor dem 30. Jahrestag, in Mevlüde Genç-Platz umbenannt wird. Der Mercimek-Platz wurde bereits 2012 nach dem Heimatdorf der Familie Genç in Amasya benannt, wo die Verstorbenen bestattet wurden.
Als Mevlüde Genç im Oktober vergangenen Jahres im Alter von 79 Jahren starb, würdigte Steinmeier sie als „große Versöhnerin“. In einem Kondolenzschreiben an die Familie heißt es: „Sie hat uns vor Augen geführt, dass Nächstenliebe und Menschlichkeit stärker sind als Hass und Gewalt.“ Und weiter: „Mevlüde Genç hatte ihren Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren, obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätte. Auch das macht sie zu einem Vorbild für alle Menschen in unserem Land.“
Für ihr Engagement erhielt Genc 1996 das Bundesverdienstkreuz. Mit einer nach ihr benannten Medaille zeichnet die nordrhein-westfälische Landesregierung seit 2018 Menschen aus, die sich wie Mevlüde Genc für gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen. (KNA, iQ)