Srebrenica

Gegen das Vergessen

In Bosnien und Herzegowina wurde heute bei einer zentralen Gedenkveranstaltung der Opfer des Massakers von Srebrenica gedacht. Bei dem von Serben im Juli 1995 an muslimischen Bosniaken verübten Genozid wurden mehr als 8.000 Menschen getötet.

11
07
2014

Im Juli 1995, während des Bosnienkrieges, marschierten serbische Truppen in die im Osten von Bosnien und Herzegowina gelegene Stadt Srebrenica ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 Bosniaken verloren allein an diesem Tag ihr Leben. Bei den Opfern handelt es sich fast ausschließlich um Männer und Jungen im Alter von 12 – 77 Jahren.

Über mehrere Tage hat sich das Massaker von Srebrenica hingezogen. Spätere Untersuchungen zeigten, dass die Morde an verschiedenen Punkten gezielt und geplant begangen wurden. Knapp 7.000 Menschen galten Ende Juli 1995 als vermisst. Berichte über Vergewaltigungen und Morde sind erst Tage nach dem Massaker durch Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten zu vernehmen gewesen. Sie gaben die ersten echten Hinweise auf ein verübtes Massaker und einen Genozid an den Bosniaken.

Spätere Untersuchungen der Vorfälle zeigten: Die serbischen Mörder haben ihre hilflosen Opfer in Massengräbern verscharrt. Sie betteten die Gräber mehrfach um und Knochenteile wurden auf verschiedene Gräber umverteilt, wodurch die Identifizierung der Opfer fast unmöglich wurde. Die Rechnung der Täter: Die Gräueltaten sollen verschleiert bleiben.

6241 von 8372 Opfern identifiziert

Offiziell geht man mittlerweile von 8.372 Opfern des Massakers von Srebrenica aus. In diesem Jahr wurden weitere 175 Opfer anhand von DNA-Analysen identifiziert. Das jüngste Opfer war gerade einmal 14 Jahre alt. Die Opfer wurden während einer zentralen Gedenkveranstaltung am heutigen 11. Juli 2014 im Grabfeld von Srebrenica mit Gebeten beigesetzt. Damit ist die Zahl der identifizierten Opfer am 19. Jahrestag des Völkermords auf insgesamt 6.241 gestiegen.

Der Reis-ul Ulema (Vorsitzender des Gelehrtenrates) von Bosnien und Herzegowina, Hussein Kavazoviç, sagte vor der Beisetzung in seiner Freitagspredigt: „Unsere Trauer ist so groß, dass sie bis in die Himmel reicht, und wir verbringen unsere Tage auf dieser Welt mit Leid und Kummer.“ Man gebe die Knochen der geliebten Menschen zurück zur Erde und erinnere sich an die Grausamkeit, die sie seit Jahren verfolge. „Wir glauben an den Tag des Jüngsten Gerichts, an das Jenseits und an die unausweichliche Gerechtigkeit Allahs“, sagte Kavazoviç und versuchte, Trost zu spenden.

Das Massaker von Srebrenica gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Vereinten Nationen stuften die Vorfälle in Srebrenica als Völkermord ein. Erst im Jahr 2010 entschuldigte sich das serbische Parlament für das Massaker von Srebrenica. Im April 2013 entschuldigte sich auch der serbische Präsident Tomislav Nikolić. Weder Präsident noch Parlament benutzten dabei das Wort „Völkermord“.

Leserkommentare

Elu Becker sagt:
Es ist gut das schwere Kriegsverbrechen offiziell als Völkermord anerkannt werden.Eindrucksvoll geschieht das "Wider das Vergessen" in Bezug auf das NS-Regime und die Ermordung von Millionen Menschen. Mahnmale werden gesetzt,Gedenktage ins Leben gerufen, in Erziehung und Bildung spielt es insbesondere durch die Medien eine große Rolle. Das Massaker von Srebrenica dürfte eine ähnliche Bedeutung einnehmen,auch wenn "nur" ca. 9000 Menschen unschuldig bestialisch ermordet wurden. Es geht dabei nicht um eine konkrete Zahl sondern um die ungeklärten Frage, wie kommt es dass die Welt zusieht und die psychologische Aufarbeitung von Menschenbildern, Muslimische Communites sollten sich vielleicht überlegen,das "Wider das Vergessen von Srebrenica" anzumahnen und falls das öffentliche Interesse zu gering ist, dieses zu fördern und ggf. selbst schon mal tätig zu werden, zum Beispiel durch Schaffung einer Gedenkstätte und Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien zum Thema. IPD Initiative islamische Pädagogik und Didaktik Köln Elu Becker
16.07.14
12:52